Preview - Die vier Jahreszeiten

Dienstag, 28. Februar 2012

Geschmeidiges Presseinformationsgespräch zum Ballett Die vier Jahreszeiten am 3.3. im Großen Haus. Mit den Choreograf_innen Jochen Ulrich, Katrín Hall und Fabrice Jucquois sowie Dirigent Takeshi Moriuchi, Bühnenbildner Stephan Mannteuffel und einer großen Schar an interessierten Medienvertreter_innen.

Pünktlich zum meteorologischen Frühlingsbeginn bringt das Ballettensemble des Landestheaters Linz seine neue Premiere heraus! Der Abend besteht diesmal aus zwei Balletten und erzählt den ewigen Kreislauf vom Erblühen und Verwelken, vom Leben und Sterben. Vertanzt von gleich drei Choreograf_innen!
Den ersten Teil gestaltet die Isländerin Katrín Hall, die bereits für Popsängerin Shakira das Musikvideo "Did it again" choreografiert hat. In Linz dient ihr Antonio Vivaldi als musikalisches Fundament. Die vier Jahreszeiten des Barock-Komponisten gehören wohl zur bekanntesten und meistgespielten Musik und sind sozusagen Universalgut. Die Leiterin der Icelandic Dance Company, die eine langjährige Arbeitsbeziehung mit Ballettdirektor Jochen Ulrich verbindet, freut sich in Linz zu sein, sieht ihre Aufgabe aber auch als Herausforderung. Denn für einen Choreografen sei es "sehr schwierig, diese Musik zu interpretieren, weil sie jeder kennt und sie eine sehr starke Identität besitzt", so Hall. Die vier Jahreszeiten sind für sie "ein Stück über unser aller Reise durchs Leben".
„Da ist schon einiges los, bei den Kräften, die ich hier entfacht habe“, so Ballettchef Jochen Ulrich über das Dreigestirn. Den zweiten Teil bestreitet er gemeinsam mit Fabrice Jucquois. Die Musik des zweiten Teils stammt von Philip Glass - The American Four Seasons und ist eine Österreichische Erstaufführung! Für Ulrich steht der Mensch im Zentrum dieser Arbeit - was auch eine Verbindung zwischen den beiden Teilen herstellt. Seiner klaren Tanzsprache wird die "wilde" (Zitat Ulrich) Arbeit von Jucquois gegenüberstehen.

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Nachlese A Clockwork Orange

Montag, 27. Februar 2012

Echt Horrorshow!
In den 1960er Jahren war der Roman A Clockwork Orange von Anthony Burgess bereits ein Aufreger, zehn Jahre darauf wurde er von Stanley Kubrick verfilmt und zur Legende. John F. Kutil nahm sich den Stoff für die Bühne vor und verwandelte ihn mit seinem u\hof: - Team und Teilen des Linzer Schauspielensembles in eine aufregende Theaterinszenierung. Nach der Premiere am Samstag zeigt sich die Presse durchaus begeistert: 

Milli Hornegger von der Kronen Zeitung beschreibt das „äußerst kunstvolle“ Prügeln der Hauptdarsteller und zeigt sich von der Inszenierung überzeugt. „Kutil wollte in seiner Inszenierung nicht voyeuristisch sein, aber der Realität durchaus ins Auge schauen.“ - Das sei ihm mit seinem Team „perfekt gelungen“. „Wenzel Brücher spielt den Alex als echt bösen Buben.“ „Das Ensemble ist riesig und bis in kleinste Statisterie-Rollen hervorragend gecoacht.“

„Kutil wartet mit einer Fülle guter Regieideen auf“, so die Meinung von Andreas Huttler vom Neuen Volksblatt. „Rasant, kurzweilig und auf Aktualität bezugnehmend“, fasst er zusammen. „Das minimalistische Bühnenbild (...), bietet natürlich in erster Linie Wenzel Brücher viel Raum für seine intensive, dämonische Darstellung des Alex.“ Gesamt bezeichnet er das Ensemble als „engagiert zu Werke gehend“ und hebt Aurel von Arx, Katharina Bigus und Manuel Klein noch namentlich hervor.

Auch Silvia Nagel von den Oberösterreichischen Nachrichten zeigt sich begeistert. „Die Inszenierung am Landestheater ist jedenfalls sehr gelungen.“ Dem Kampfchoreographen wird ebenso Lob ausgesprochen wie dem Regisseur und dem Ensemble. „Viel Gulliver (Hirn) wurde eingesetzt (...) Ein Abend mit Tempo, jedoch ohne Hudelei. Zum Diskutieren und Nachdenken.“

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Nachlese - Cosi fan tutte

Donnerstag, 23. Februar 2012

(A+B)+(C+D)=(A+D)+(B+C)
von Lena Lutz

Dramaturg Wolfgang Haendeler und Jungkritikerin Lena Lutz

Der Vorhang geht auf, und wir befinden uns in einer Klasse mit lärmenden Schülern. Und das soll die berühmte Oper Cosi fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart sein, denke ich mir?


Doch schon kommt der Lehrer Don Alfonso (Dominik Nekel) auf die Bühne und bringt Klarheit in die Situation. Denn er beginnt nun, die Handlung des Stücks mit der bekannten Gleichung (A+B)+(C+D) = (A+D)+(B+C) zu erklären. Damit möchte er, als erfahrener Lehrer, den Schülern die Untreue der Frauen beschreiben. Er meint, dass es für die Frauen (die durch die Variablen A und C veranschaulicht werden) eigentlich das Gleiche sei, ob sie nun mit dem Verlobten B oder D zusammen leben. Im Allgemeinen sind nach seiner Theorie alle Frauen ihren Freunden gegenüber untreu (daher auch der Name Così fan tutte = So machen’s alle Frauen). Die beiden Männer Ferrando (Sven Hjörleifsson) und Guglielmo (Seho Chang) sind gar nicht dieser Meinung, und als sie Don Alfonso das Gegenteil beweisen wollen, gerät das Liebesleben der beiden Paare auch schon aus den Fugen. Die beiden Schülerinnen (gespielt von Martha Hirschmann und Myung Joo Lee) kämpften letztendlich erfolglos gegen den übermächtigen Charme von Ferrando und Guglielmo an.

Toll habe ich die Idee des Bühnenbildes gefunden (Hartmut Schörghofer). Die überdimensionale Tafel ließ sich ganz normal aufklappen, dahinter öffnet sich eine zweite Bühne, auf der ein Großteil der Oper ihren Lauf nimmt.
Ich fand, dass alle Sänger und Sängerinnen nicht nur sehr gut sangen, sondern auch eine großartige schauspielerische Leistung boten. Auch das Publikum bedankte sich am Ende der Oper mit einem großartigen Applaus, der bei allen Sängern und Sängerinnen sehr ausgeglichen ausfiel.

„Mozarts Cosi fan tutte ist eine Oper, die auch ohne viel Einlesen gut verstanden werden kann, und die durch ihre zeitlose Handlung das Publikum begeistert,“ verriet mir Wolfgang Haendeler, der leitende Operndramaturg, im Interview. Er betreute Cosi fan tutte dramaturgisch.


Mein persönlicher Tipp noch: Gönnen Sie sich einmal einen Platz in der Loge – das ist ein tolles Erlebnis!

A Clockwork Orange - Preview

Dienstag, 21. Februar 2012

Es ist keine leichte Kost, die John F. Kutil seinem jungen Publikum in den Kammerspielen vorsetzt. Am Samstag, 25. Februar hat A Clockwork Orange Premiere.

Das Stück A Clockwork Orange nach dem Roman von Anthony Burgess wurde anno 1971 durch Stanley Kubricks Verfilmung Kult. Am Landestheater Linz inszeniert u\hof: Leiter John F. Kutil die Parabel von Alex, dem gewalttätigen Intellektuellen mit ausgeprägtem Hang zu klassischer Musik, der am Ende selbst zum Opfer wird.

Ist im Jahr 2012 die Gewaltbereitschaft gestiegen? Die Methoden noch brutaler geworden? Oder lassen uns Internet und Social Media das nur glauben? Vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, in der viele Jugendliche ihre Freizeit mit Ego-Shooter-Spielen verbringen, drängt sich die Frage auf, was zu extremer Gewaltbereitschaft führt und folglich, wie der Strafvollzug für die Täter auszusehen hat.   
 „Theater soll Fragen aufwerfen und kann keine Lösungsvorschläge liefern“, so Regisseur Kutil.  „Ich möchte, dass die Zuschauer drinnen sitzen und sagen: Ist ja leiwander als ein Actionfilm! - Und dann kippt das ganze.“ Eine Gratwanderung. Denn weder will die Inszenierung Gewalt verherrlichen, noch verurteilen und den pädagogischen Zeigefinger rausholen.

Wer das Buch gelesen oder Kubricks Meisterwerk in Erinnerung hat, der weiß, dass Gewalt ein großes Thema darin ist. „Und damit das halbwegs nach etwas aussieht“, so John F. Kutil, dafür sorge Kampfchoreograf Josef Borbely. Über sich selbst sagt Borbely, er sei zuständig für die „sensible Brutalität“. Ohne Choreografie und genauen Bewegungsablauf wäre die Verletzungsgefahr enorm. „Und die Rollen sind ja nicht doppelt besetzt“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Am 28. Februar findet nach der Vorstellung in den Kammerspielen eine Podiumsdiskussion zum Thema Umgang mit jugendlichen Gewalttäter_innen statt. Mit dabei: John F. Kutil, die Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger, Neustart-Leiter Alfred Kohlberger und LKA-Inspektor Alexander Geyrhofer.

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Vorsicht spitze Federn!

Seit kurzem hat das Landestheater Linz eine eigene Redaktion!
Zehn junge Kritiker_innen tauchen voll ins Theaterleben ein und berichten in ihren Artikeln, was sich vor und hinter der Bühne abspielt.

Die theater- und schreibnarrischen Mädels und Burschen zwischen 14 und 17 Jahren haben sich auf die Ausschreibung hin gemeldet und bei Profi Peter Klimitsch einen praxisnahen Workshop belegt. Dabei bekamen sie nicht nur allerhand praktische Tipps in Sachen Kritiken schreiben, sondern auch einen Crashkurs in Berufsethik und einen kurzen historischen Abriss über die ersten Theaterkritiker, deren Zeitrechnung ungefähr vor 250 Jahren mit Gotthold Ephraim Lessing beginnt.
Mit diesem Rüstzeug bestens ausgestattet sind die Jungkritiker_innen ab sofort am Werk und versorgen Landestheater-Blog-Leser_innen mit allerhand Neuigkeiten rund ums Theater!

Die ersten Ergebnisse sind hier zu finden...

Nachlese Così fan tutte

Dienstag, 7. Februar 2012

Willkommen in der Schule der Liebenden!
Man nehme die Themen Liebe und Treue, stecke sie in einen Klassenraum, würze das Ganze mit der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und verpacke dies in eine Verwechslungskomödie in italienischer Sprache. Regisseur Andreas Baesler nahm sich den Untertitel „Die Schule der Liebenden“ zu Herzen und verwandelt das Große Haus des Landestheaters Linz in ein überdimensionales Klassenzimmer. Somit wurde der Oper, die auf dem Originaltext von Lorenzo da Ponte basiert, durch die neuartige Inszenierung Frische eingehaucht. Doch wie empfand die Presse diese Interpretation des Stücks?

Balduin Sulzer von der OÖ Krone findet Mozarts Così fan tutte sei eine „anhörens- und sehenswerte Neuproduktion“. Seiner Meinung nach waren die Gesangsrollen „hochklassig besetzt“, besonders Mari Moriya, die Fiordiligi hebt er als „hinreißend disponiert“ hervor. Bruckner Orchester, Inszenierung und Bühne kommen ebenfalls gut weg, auch die Kostüme erachtet er als „sehenswert“. „Vom Premierenpublikum gab es verdienterweise großen Beifall.“

Paul Stepanek berichtet im Neuen Volksblatt, dass der Regisseur Baesler „die Herausforderung der Mozartoper mit wachsendem Erfolg bewältigt.“ Er schätzt sowohl das Bühnenbild als auch die Kostüme und hat das Spiel mit den Masken und Herzen, die das „Problem der Unglaubwürdigkeit auf komödiantische Weise relativieren sollen“ verstanden. „Den tiefsten Eindruck hinterlässt der schöne und wandlungsfähige Sopran der Fiordiligi Mari Moriya.“ „Despina Gotho Griesmeier betont eine an die Comedia dell’ Arte erinnernde Komödiantik und gibt stimmlich ihr Bestes.“ Auch die anderen Künstler kommen allesamt sehr gut weg. „Die Moral aus der Geschicht: Schneller Partnertausch war schon immer problematisch – auch dann, wenn er von Mozart mit traumhafter Musik begleitet wird.“

Wolfgang Katzböck verlautete in der APA Così sei eine Neuinszenierung auf „besonders gesanglich hohem Niveau“. „Viel Beifall für Solisten und Orchester“. Mari Moriya gestaltete
Eine berührende Fiordiligi die mit ihren „großen Arien einhelligen Jubel des Publikums entfachte“. Katerina Hebelkova gab der Dorabella „dramatisch gefärbtes stimmliches Gewicht“. „Gotho Griesmeier konnte sich als Despina sowohl stimmlich als auch darstellerisch in Szene setzen“.

Franz Zamazal, der uns normalerweise als Autor des OÖ Kulturberichts geläufig ist, sprang kurzfristig als Kritiker bei den OÖN ein. Er lobte insbesondere Ingo Ingensands Orchesterführung: „Am Pult hat Ingo Ingensand die Klangpalette mit Gewissenhaftigkeit und Gespür für die Nuancen vermittelt. Das Bruckner Orchester spielte genau und detailreich, es klang klar und präzise aus dem Orchestergraben.“ „Die Sänger aus dem eigenen Ensemble leisteten Hervorragendes. Mari Moriya (Fiordiligi) und Katerina Hebelkova (Dorabella) mit ihren flexiblen Stimmen agierten mit großer Intensität. Iurie Ciobanu (Ferrando) und Seho Chang (Guglielmo) standen den Damen kaum nach.“

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Der 1. Europäische Theatertag der Toleranz

Mittwoch, 1. Februar 2012

Heute, am 1. Februar 2012, wird das "Neue Theater Budapest" an zwei Intendanten übergeben, die bekannte ungarische Rechtsradikale sind. Einer von ihnen war Gründer einer rechtsextremen Partei und betreibt heute noch eine Zeitschrift, in der er antisemitische, antiziganistische und rassistische Hetzschriften veröffentlicht. Da es sich um ein subventioniertes Theater einer europäischen Hauptstadt handelt und der Oberbürgermeister im Alleingang diese Entscheidung gefällt hat, findet ein Tabubruch statt, den wir als Theatermacher nicht einfach auf uns sitzen lassen wollen.

Wir nehmen dieses Ereignis zum Anlass, auf die schleichende Akzeptanz von Faschisten im öffentlichen Leben aufmerksam zu machen. Wir sind bestürzt darüber, dass in vielen Europäischen Ländern politische Kräfte wirken, die Hass, Verachtung und Neid zwischen den Menschen schüren. Wir rufen dazu auf, uns in unserem eigenen Land und in unserer unmittelbaren Umgebung für Toleranz, Vielfalt und Solidarität für die Schwächeren einzusetzen.

Heute ist der 1. Februar 2012. Auf Initiative einer Reihe von Theatermachern und Schauspielern begehen wir heute gemeinsam den 1. " Europäischen Theatertag der Toleranz".