Premiere: Nathan der Weise

Montag, 27. September 2010

Lessings Nathan der Weise feierte am 25.09.2010 Premiere im Großen Haus.

Die ersten Pressestimmen:

OÖN Silvia Nagl:

Bühnenbildner Florian Parbs hat einen beeindruckenden Bühnenraum mit enormer Tiefenwirkung in das Große Haus gewuchtet. Auf einem Bildschirm sehen wir Wüste, die sanfte orientalische Musik schwillt an, Feuerbomben fliegen herein, Recha rennt panisch davon. Ein gespenstisch starkes Anfangsbild, mit dem Regisseur Peter Wittenberg diese Erzählung starten lässt. Und immer wieder gelingen ihm Bilder, die mehr sagen als viele Lessing'sche Worte: Beispielsweise jenes, als eine Muslimin in Burka den Weg der züchtig in Mantel mit Kapuze gehüllten Christin kreuzt, die wiederum auf den Klosterbruder im Talar stößt. Wie doch Kleidung sich gleichen mag, auch wenn die Ideologie eine andere ist.

Brillantes Ensemble
Stefan Matousch ist ein kluger, ruhiger, besonnener, ab und zu dezent jiddelnder Nathan, ein Fels in der vielfältigen Meinungsbrandung, (...). Jenny Weichert ist eine emotionale Recha, die mit überzeugender Natürlichkeit, schöner und deutlicher Sprache und ordentlicher Bühnenpräsenz agiert. Ein überaus eleganter, mafiöser Sultan ist Vasilij Sotke, Bettina Buchholz seine ihr Selbstbewusstsein hinter Burka verbergende Schwester Sittah, Verena Koch wuselt eine neugierige Daja. Bei all der Ernsthaftigkeit der Thematik und Darstellung erfreut man sich umso mehr an Manuel Klein, der dem fanatischen Tempelherrn komische bis slapstickartige Züge gibt. Helmut Zhuber, neu im Ensemble, ist ein schlauer Derwisch, Thomas Kasten ein bedeutungsschwerer Klosterbruder, Erich Josef Langwiesner ein lächerlicher Patriarch.


OÖ Krone, Milli Hornegger:

Es ist das Hohe Lied der Toleranz, das mit Lessings "Nathan der Weise" im Linzer Landestheater vernehmlich laut angestimmt wird. Kein Zweifel: Das Stück ist auch mehr als 200 Jahre nach seiner Uraufführung brandaktuell. (...) Sehr überzeugend und irgendwie die Seelen dieser Inszenierung: Verena Koch als Daja und Jenny Weichert als Recha.

Stückinfo und Termine

Premiere: Gut gegen Nordwind

Die digitale Liebesgeschichte in der Bühnenfassung von Ulrike Zemme und Daniel Glattauer feierte am 23.09.2010 Premiere im Eisenhand.

Hier die ersten Pressestimmen:

OÖ Krone, Jasmin Gaderer

Das sich teils neckende und teils anschmachtende Paar konnte begeistern.
Katharina Hofmann als Emmi und Peter Pertusini als Leo gingen in der Regie von Harald Brückner ganz in ihren Rollen auf, und es war eine Freude, den beiden bei ihren zynischen, stichelnden und manchmal ziemlich bösen Sprachspielen zuzusehen.
Am Anfang ihres Kennenlernens waren sie auf der Bühne noch räumlich getrennt. Doch je näher sie sich kamen, desto öfter durchbrachen sie diese Barriere, interagierten auch miteinander - obwohl siesich nur virtuell kennen - ein Gewinn gegenüber der Romanvorlage. Auch die melodramatischen Dialoge meisterte das Duo packend.


Neues Volksblatt, Andreas Hutter:

Dazu kommt, dass Katharina Hofmann als Emmi und Peter Pertusini als Leo ihren E-Mail-Flirt, trotz der optisch abwechslungslosen 90-minütigen Textflut, gekonnt und amüsant über die Rampe bringen. Hofmann, temperamentvoll und spritzig, spielt im kleinen Schwarzen glaubhaft mit dem Feuer. Pertusini ist ein sachlich-unterkühlter, blässlicher Bewohner des Uni-Elfenbeinturms im schwarzen Intellektuellen-Outfit (Ausstattung: Isabella Reder). Die wenigen Abwechslungsmöglichkeiten, die die kleine Eisenhand-Bühne bietet, hat Regisseur Harald Brückner genutzt, lässt mal im Publikum, mal auf dem Balkon spielen. Seine Darsteller an echte Computer zu setzen, kam ihm nicht in den Sinn. Stattdessen lässt er sie bisweilen ins Mikrofon, immer aber aneinander vorbei reden, sodass man die PCs nicht auch noch sehen muss. Viel zur zeitgeistigen Stimmung tragen auch Licht und Klang bei: Bernhard Fleischmann hat das Schnarren und Pochen, das Atmen und Seufzen der virtuellen Welt in einen angenehm unaufdringlichen, romantisch-minimalistischen Soundtrack gefasst.

OÖN, Silvia Nagl:

Regisseur Harald Brückner lässt den Text-Dialog sehr lebendig ablaufen und hält eineinhalb Stunden den Spannungsbogen recht passabel aufrecht. Emmi und Leo begegnen einander ja nie, wir aber sehen zu, wenn Emmi mit kokettem Augenaufschlag Fragen stellt, oder Leo langsam, aber sicher Contenance und Herz zu verlieren scheint. Katharina Hofmann ist die emotionale Emmi, die "vermutlich jünger schreibt, als sie ist", wie Leo glaubt. Bereitwillig lässt sie sich, manchmal Nervensäge, dann wieder verunsicherte Träumerin, auf diese Liebelei ein. Peter Pertusini gibt dem Leo einen melancholischen Touch, ist ein Kumpeltyp von nebenan, dem der Mail-Verkehr auch in die Lenden fährt.

Isabella Reder hat eine feine Installation in den kleinen Bühnenraum gestellt: wie ein riesiges Blatt Papier, das gerade aus dem Drucker gespuckt wird. Darauf lässt sich Buchstabensuppe projizieren, was auch in einem sehr schönen Schlussbild endet. Die Musik von Bernhard Fleischmann erzeugt Assoziationen im Kopf: vom Klopfen in die Tastatur, von Regen, von (Nord-)Wind, und auch Emmis Herzklopfen ist zu hören. Ein Zwei-Personen-Dialogstück mit hohem Sympathiewert - auch wenn nicht mit Happy End, doch irgendwie mit glücklichem Ende.


Premiere: Die Meistersinger von Nürnberg

Dienstag, 21. September 2010

Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg feierte zum Saisonstart Premiere im Großen Haus.

Hier die ersten Pressestimmen:

Kronen Zeitung OÖ / Balduin Sulzer
Das Linzer Bruckner Orchester beeindruckte mit erstklassiger Klangqualität und glasklarer Tiefenschärfe. Die zügige Produktion wurde lautstark und ausführlich akklamiert.
Besonders vorteilhaft punkteten: Bjorn Waag (Beckmesser); Michael Ende (Stolzing); Matthäus Schmidlechner (David); Katrin Adel (Eva); Karen Robertson (Magdalena); Dominik Nekel (Pogner); Seho Chang (Kothner).
Im Gesamtablauf gab es Verblüffendes und Vergnügliches zu erleben. Auch Bengt Gomer (Bühne), Inge Medert (Kostüme) und Darie Cardyn (Choreographie) würzten das Stück.

Das neue Volksblatt / Georg Höfer
Überdurchschnittliche Leistungen gab es bei den Solisten: Michael Ende (Stolzing) hat genau den richtigen jugendlichen Heldentenor für diese schwierige Rolle. Bravo! Bjørn Waag ist zwar typenmäßig gar nicht der uncharmante Pedant Beckmesser, sang und spielte aber hervorragend. Letzteres gilt auch für „Pogner“ Dominik Nekel. Rollendeckend der präzise Matthäus Schmidlechner als naseweiser David.
Katrin Adel (Eva) hat einen sehr hübschen persönlich timbrierten Sopran. Sie überzeugte vor allem im zweiten Teil. Karen Robertson war sehr gut als besorgte Erzieherin.

Salzburger Nachrichten / Karl Harb
Nach 28 Jahren wagt sich das Linzer Landestheater wieder an Wagners Werk - und gewinnt mit einer klugen Interpretation. Also, ganz im Sinne Wagners: Schafft Neues, Kinder - aber vergesst nicht die Traditionen. Tambosis Kniff ist einleuchtend und klug, auch weil er sich nicht aus der Diskussion davonstiehlt. Dieseüberlässt er vielmehr werkimmanent der perfekt ausbalancierten musikalischen (Konversations-)Komödie, als die die "Meistersinger" selten genug zu hören sind. In Linz gelingt dies vor allem durch eine Reihe vorzüglicher, vorbildlich wortdeutlicher Sänger, besser: Singschauspieler. Matthäus Schmidlechner als David, Michael Ende als klug mit seinen Ressourcen haushaltender Stolzing, Bjørn Waag als differenzierter Beckmesser, Dominik Nekel als Pogner und Seho Chang als Kothner stechen besonders hervor. Die Damen (Katrin Adel als Eva, Karen Robertson als Magdalena) tun sich deutlich schwerer. Exzellent und stimmlich wie darstellerisch fabelhaft beweglich ist der von Georg Leopold einstudierte Chor.

Dennis Russell Davies dirigiert den langen Abend mit der ihm eigenen Präzision, fächert im intimen Rahmen viele Details sprechend auf, sorgt für gut ausgehorchte Dynamik. Das Bruckner Orchester spielt (...) formidabel. Und gibt ein Versprechen ab: Denn zur Eröffnung des neuen Hauses wird dieses Team Wagners "Ring" einstudieren - eine Großtat für eine Landesbühne.

Stückinfo und Termine

Woyzeck - österreichische Erstaufführung

Montag, 20. September 2010

Tom Waits' und Robert Wilsons Musiktheateradaption von Georg Büchners düsterem Dramenfragment Woyzeck feierte am 18. September am Landestheater Linz seine österreichische Erstaufführung.

Hier die ersten Pressestimmen:

Kronen Zeitung OÖ
Robert Wilson, Tom Waits und Kathleen Brennan haben aus Georg Büchners Drama-Fragment "Woyzeck" eine revuehafte Version mit modernen Balladen geschaffen. Zu sehen in einer gelungenen Premiere in den Linzer Kammerspielen!

Am Saisonstart des Linzer Landestheaters platzierte man nun die österreichische Erstaufführung. (...) ein erster Publikumserfolg! Regisseur Ingo Putz stellte ein kurzweiliges, aber vielschichtiges Drama auf die Bühne. Er entwickelte Charakterstudien, die mit einer irrealen Wahrnehmung (Woyzecks) kokettieren. Der Hauptmann, brillant gespielt von Thomas Bammer, drangsaliert Woyzeck von einem Rollwägelchen aus.  Klaus Köhler ist ein wunderbarer Woyzeck.


OÖN
Ja, und die Musik: Tom Waits erzählt in kleinen Songs von großen Katastrophen der Verlorenen am Rande der Gesellschaft. Die Band um Akkordeonist Nebosja Krulanovic spielt dieses Notenmaterial schrill, schräg, schön - und manchmal auch laut. Ob rockig oder sentimental, die sechs Herren sind in allen Takten daheim und in jedem Rhythmus zuhause: einfach großartig! Das Schauspielteam singt und interpretiert diese moritatenhaften Lieder, dass es eine wahre Freud' ist. Auch wenn die englischen Texte nicht leicht zu verstehen sind, geben sie Stimmungen wieder. Tom Waits selbst meinte: "Ich verstehe selbst nicht, was manche Songs bedeuten." Nun denn...
Das Bühnenbild von Stefan Brandtmayr ist ein großes Klettergerüst, das Ein- und Durchblicke erlaubt und mittels Einsatz der Drehbühne auch schnelle Ortswechsel zulässt. Darauf drapiert ist der reisige Woyzeck-Kopf: Projektionsfläche für den Irrsinn. Klaus Köhler beeindruckt als Woyzeck mit schauspielerischer Intensität - und großer Kondition.


Neues Volksblatt
(...) außergewöhnliche Musik, die von Melancholie und Aggression geprägt ist, einschmeichelnd, aufbrausend, Musik, die in einen Strudel der Gefühle zieht, Bar-Jazz, Blues, Melodien wie Gassenhauer, zärtliche Balladen.
Einfühlsam hat Nebojsa Krulanovic die Begleitung mit seiner Truppe hingekriegt. Als schauspielerisches Umspannwerk ist der Woyzeck von Klaus Köhler fesselnd. Marie, die dann den Avancen des Tambourmajors (Georg Bonn) erliegt und damit Woyzek mörderisch weh tut, ist in ihrer Palette von naiv bis durchtrieben bei Barbara Novotny genau richtig.


Der Standard
Das furiose Spiel der abgedrehten Arbeitgeber Woyzecks durch Bammer und Zeidler, das zwischen Irrwitz und Slapstick changiert, liefert eine unbarmherzige Interpretation des Wahnsinns, der Woyzeck zugrunde richtet. Insgesamt eine, (...), anregende Inszenierung.

Stückinfo und Termine

Nathan der Weise - Schauspiel im Großen Haus

Dienstag, 14. September 2010

Lessings Nathan der Weise beweist gerade in diesen Tagen virulente Aktualität: angedrohte Koranverbrennungen, Thilo Sarazzin, Anti-Minarett-Spiele, ... (um nur wenige Beispiele zu nennen). Mehr als genügend Gründe, das Stück um Toleranz wieder auf die Bühne des Landestheaters Linz zu bringen (zuletzt 1984 am Landestheater Linz).

Am Sa, 25. September 2010 feiert das Aufklärungsstück in der Inszenierung von Peter Wittenberg (UA von Franzobels Moser; Taboris Mein Kampf beides in der Wiener Josefstadt; zuletzt am Landestheater Linz mit Heiner Müllers Quartett und Grillparzers Des Meeres und der Liebe Wellen) Premiere im Großen Haus.

Als Arbeitstitel diente dem Leitungsteam um Wittenberg  „Hotel Jerusalem“. Dieser spiegelt sich auch in Musik (Jacob Suske) und  Raum (Florian Parbs) wider. Die Musik beschreibt Wittenberg als Grundierung. „Sie ist wichtig um die Bedrohung, den unsicheren Boden auf dem die Figuren agieren, zu zeigen“, so der Regisseur. Den Bühnenraum beschreibt Dramaturg Franz Huber als „eine Art zerstörter Hotelflur“. Und weist auf Parallelen zu Lessings Minna von Barnhelm hin, das sich tatsächlich in einem Hotel zuträgt. Die Stärke des Raumes sei das metaphorische Zurückwirken auf die Figuren. Ein Hotel sei ein „Unort“, an dem keiner zu Hause sei und der auch die „innere Heimatlosigkeit der Figuren darstellt.“

Dauer 2 ¾ Stunden (inkl. Pause)

Stückinfo und Temine

Auftakt! Die Operngala zum Saisonbeginn

Donnerstag, 9. September 2010

Eröffnungskonzert im Großen Haus.
Mit musikalische Kostproben aus Produktionen der Spielzeit 2010/11.


Die oberösterreichischen Opernfreunde freuen sich alljährlich auf das Eröffnungskonzert des Landestheaters Linz. Auch heuer werden sie dort musikalische Höhepunkte aller Musiktheater-Premieren der neuen Saison erleben. Und auch diesmal werden die neuen und die bekannten Mitglieder des Opern-Ensembles ihre vokale Visitenkarte abgeben. Virtuoses, Charmantes, Romantisches, Modernes – moderiert vom Intendanten Rainer Mennicken und begleitet vom Bruckner Orchester unter der Leitung von Dennis Russell Davies und anderen Maestri des Hauses.

17. September 2010, 19.30 Uhr