Wie das Theaterstück "NIEMAND" das Licht der Bühnenwelt erblickte

Samstag, 29. Oktober 2016

Vor 92 Jahren verfasste ein 23-jähriger Mann ein Theaterstück. Ein Typoskript ist aufgetaucht, 95 maschinengeschriebene Seiten, gelocht und geklammert, mit dem Untertitel „Tragödie in sieben Bildern“ und dem Copyright-Vermerk „1924 by Verlag, Die Schmiede“. Das Theaterstück heißt Niemand und ist das Frühwerk von einem der meistgespielten Dramatiker des zwanzigsten Jahrhunderts, Ödön von Horváth (1901-1938) aus dem Jahr 1924.

Wo war das Stück zwischen 1924 und 2016?
Bekannt ist eine betrügerische Verlagspleite, verschuldet von zwei zwielichtigen Verlegern, namens Julius Salter und Fritz Wurm. „Friede seiner Pleite“, kommentierte Kurt Tucholsky 1929, der anschließend die gesamte Literaturbranche vor den Beiden warnte. Horváths Niemand, sein drittes Theaterstück nach Das Buch der Tänze (1922) und Mord in der Mohrengasse (1923) trat sodann eine unbekannte Reise an.
Nirgends im Gesamtwerk Ödön von Horváths gab es eine Erwähnung, einen Hinweis, eine Szene oder gar einen ersten Entwurf des Theaterstücks. Einzig in der 1980 erschienenen Horváth-Biographie „Kind seiner Zeit“ von Traugott Krischke, erinnert sich Lajos von Horváth, Ödöns jüngerer Bruder an ein in expressionistischer  Manier geschriebenes Stück in einem blauen Umschlag mit dem Titel Niemand.
Erst Mitte der Neunzigerjahre geisterte Niemand bei einer Auktion in Pforzheim, am Nordrand des Schwarzwaldes herum. Der einzige Bieter erwarb es. Vermutlich ahnte Jener nicht, was er in seinen Händen hielt, wenn man den Schätzpreis von 8000 Euro hört, und wirft das Werk im März 2015, wieder auf den Markt. Diesmal wird es im Auktionshaus J.A. Stargardt in Berlin erkannt und die Wienbibliothek ersteigert am 24. März das bisher unpublizierte Stück um 11.000 Euro. Ein „Schnäppchen“ könnte man sagen.
Einem Bericht aus der Presse konnte man entnehmen, dass am 22. September 2015 das Typoskript in der Wienbibliothek im Rathaus für kurze Zeit zu sehen war. Nun verwaltet der Wiener Theaterverlag Sessler die Verwertungsrechte. Die Einnahmen aus Aufführungen werden in die Wienbibliothek zurückfließen.

Uraufführung und zweite Inszenierung
Enormes Interesse an der Uraufführung zeigten nicht nur österreichische Bühnen, es gab auch internationale Anfragen. Am 1. September 2016 fand die Uraufführung im „Theater in der Josefstadt“ in Wien statt. Als zweites Theater kommt es nun am 3. Dezember 2016 in den Linzer Kammerspielen heraus.

NIEMAND
Tragödie in 7 Bildern 
von Ödön von Horváth
Premiere 3. Dezember 2016 | Kammerspiele

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„Da bekomme ich eine rebellische Sehnsucht nach etwas Altmodischem.“

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Der Wiener Philosoph Robert Pfaller demonstriert in seinen Büchern, wie unterhaltsam philosophisches Denken sein kann. Unter anderem untersuchte er, wie sehr wir die Welt der Träume, Wünsche und Illusionen für unser Alltagsleben benötigen. Andere, „neue“ Welten sind dem Philosophen also durchaus nicht fern. Silvana Steinbacher hat mit Robert Pfaller gesprochen.

BAUVERZÖGERUNG BEI DER SANIERUNG DES SCHAUSPIELHAUSES

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Ziel: besser sehen, besser hören, besser sitzen
Die Sanierung von Zuschauerraum und Foyers des Schauspielhauses an der Promenade hat am 2. Mai 2016 begonnen. Der Kostenrahmen ist mit 8 Mio. Euro auf Preisbasis Juni 2014 festgesetzt. Die Eröffnung mit der Produktion DER STURM wurde für 6. Jänner 2017 geplant. Die Proben dafür sollten am 19. Dezember 2016 beginnen. Ziel der Sanierung der Zuschauerbereiche ist, dass das Publikum im traditionsreichen, als Denkmal geschützten Haus des Landestheater an der Promenade in Zukunft besser sieht, besser hört und besser sitzt. Auch die heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit, Brandschutz und Klimatisierung werden im Rahmen der Sanierung erfüllt.

Unvorhersehbare bauliche und statische Gegebenheiten verzögern um 6 bis 10 Wochen
Die Sanierung eines historischen Gebäudes, das in seiner mehr als 200-jährigen Geschichte mehrere bauliche Veränderungen erfahren hat, stellt eine besondere Herausforderung dar. Obwohl vor Beginn der Sanierung bereits Wände und Decken stellenweise geöffnet wurden, um Voruntersuchungen zu machen und Überraschungen so weit als möglich auszuschließen, zeigte sich im Zuge der Abbruch- und Errichtungsarbeiten eine Vielzahl von unvorhersehbaren baulichen und statischen Gegebenheiten. Diese führen in Summe dazu, dass sich die Sanierung 6 bis 10 Wochen verzögert.

Nicht vorhersehbare, in keinem Plan verzeichnete Besonderheiten überraschten vom Dachgeschoss über drei Geschosse bis in den Keller:
  • Im Dachgeschoss beispielsweise trat zutage, dass tragende Balken, sogenannte Hauptpfetten, sichunzulässig durchbogen.
  • Der barocke Dachstuhl lag einbetoniert auf einer Betondecke auf, die abgebrochen werden musste.
  • Ein für eine neue Stahlkonstruktion eingeplanter Zwischenraum war in der Vergangenheit mit altem Bauschutt gefüllt worden.
  • Im Keller stießen die Arbeiter unerwartet auf einen mächtigen Stahlbetonrost, der eine erforderliche Ausschachtung, eine sogenannte Künette, behinderte.

Umplanung der Klimaanlage

Die Kältemaschinen waren ursprünglich im Dachbereich eingeplant, um die Redoutensäle mitzuversorgen. Brummende, hörbare Störgeräusche durch Vibrationen der Kältemaschinen wären bei bestimmten Betriebszuständen aber nicht auszuschließen gewesen. Daher wurden sie zugunsten einer nachhaltig höheren Nutzungsqualität (garantiert keine brummenden Störgeräusche in Zuschauerraum und Foyers) in den Keller verlegt. Diese Umplanung wurde März bis April 2016 erledigt. Die neue Leitungsführung stieß aber in der Ausführung auf erhebliche statische Probleme und musste mehrmals abgeändert werden. Das hatte Auswirkungen auf alle anderen Arbeiten.

Der Umbau des über 200 Jahre alten Theatergebäudes forderte also noch nach Beginn der Baumaßnahmen immer wieder neue Lösungen für unerwartete Probleme.

Mehrkosten zwischen 5 und 15 Prozent

Die unumgänglichen Mehrleistungen und die Verlängerung der Sanierung werden voraussichtlich zu Mehrkosten zwischen 5 und 15 Prozent führen. Gleichzeitig wird alles daran gesetzt, die Mehrkosten niedrig zu halten und die Sanierung ehest fertigzustellen. Die geforderte Qualität der gestalterischen Maßnahmen, etwa die Restaurierung der historischen goldenen Decke des Zuschauerraums, erfordert ebenfalls noch mehr Zeit.

Premieren sollen durch Umplanungen ermöglicht werden
Voraussichtlich sind die beiden ersten Schauspielhaus-Premieren, nämlich DER STURM und DAS GOLDENE VLIES, von der Verzögerung betroffen. Die Theaterleitung will die Premieren durch zeitliche und räumliche Umplanungen dennoch ermöglichen, um das Publikum nicht zu enttäuschen.

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EIN ÜBERBORDENDES SPEKTAKEL

Montag, 3. Oktober 2016

Dieses bunte, chaotische und fantasievolle Musical ist eine Reise wert!

Die Uraufführung des Musicals IN 80 TAGEN UM DIE WELT, oder WIE VIELE OPERN PASSEN IN EIN MUSICAL sorgte für Begeisterung beim Publikum. Doch wie fällt das Urteil der Presse aus?



„Was wäre das Musical ohne die Oper?“ 

„In Linz reist man in 80 Tagen um die Welt der Oper, Operette und des Musicals.“ Franz Zoglauer war für ATV dabei und war sichtlich begeistert und bezeichnet es als ein „Musical für Opernfreunde …  ein überbordendes Spektakel.“ Mit Melodien aus der Oper und Operette, „die nicht platt zitiert werden, sondern raffiniert weitergeführt. … Dieses bunte, chaotische und fantasievolle Musical ist eine Reise wert. Und nach Linz fährt man schließlich keine 80 Tage!“ so Franz Zoglauers Reiseempfehlung.



„Spektakuläre Bühne – eine wirklich außergewöhnliche Kulisse!“

„Musical mit Opernschmankerln“ so der Überschrift in der Kronen Zeitung zur Kritik von Lena Aschauer für die das Musical „Unterhaltung auf vielfältige, musikalisch hochwertige und liebevoll durchdachte Weise bietet. Um das zu genießen, muss man keinesfalls ein eingefleischter Genre-Kenner sein.“ „Vor allem der „Opern-Maraton“ vom durch und durch großartigen Rob Pelzer (Passepartout) lässt den Lachmuskeln keine Ruhe“ heißt es in der Krone weiter. „Das Design ist überwältigend und sorgt mit der ständigen Veränderung für viel Begeisterung im Publikum.“ Musical1

„Jubelnder Premierenbeifall für alle Mitwirkenden“
„Ein Muss für Musical Fans, aber auch wer intelligente Parodien des Musiktheaters liebt, sollte die „80 Tage nicht versäumen.“ So das Fazit von Paul Stepanek im Volksblatt. Weiter heißt es: „Eine Glanzleistung bietet Karen Robertson als Glawari, Tosca, Turandot und Minnie komödiantisch, wie sängerisch. … Ebenbürtig Rob Pelzer als Passepartout, der als Höhepunkt ein furioses „Liebeslexikon“-Potpourri hinlegt. … Ein Pauschallob gebührt dem Musicalensemble“

„Spektakuläre Leistungsschau – hinreißend komisch“ 

Für Helmut Attender (Oberösterreichischen Nachrichten) will „In 80 Tagen um die Welt musikalisch nicht recht in die Gänge kommen“, dennoch bringt er seine Begeisterung zum Ausdruck und findet Gefallen an den „herrlichen Tanzszenen in wunderbar bunten Kostümen“ und an den „fantastischen Bühnenbildern“. Des Weiteren berichtet er von einem wahren und „völlig zu Rechtem“ „Applaussturm“ für Passepartouts „Opern- und Operettenpersiflage … Das Musical gerät mehr und mehr zur bunten, schwungvollen Revue.“  



„Turbulente Opern-Musical-Reise mit grandioser Ausstattung“

„Wild, schnell, laut und amüsant.“ So das Fazit von Claudia Stelzel-Proell im Kurier. Als „grandios komisch“ bezeichnet sie Rob Pelzer als Passepartout und Daniela Dett ist für sie „stimmlich eine Urgewalt“. „Absolut beeindruckend ist das geneigte Bühnenbild.“ – Und die Kostüme machen die abenteuerliche Reise erst zu dem was sie ist: „Bunte, laute, abwechslungsreiche und komische Unterhaltung auf hohem Niveau.“   


TERMINE & KARTEN

EIN KURZWEILIGER KLASSIKER - Der Alpenkönig und der Menschenfeind



Vergangen Freitag feierte in den Kammerspielen die zweite Schauspielproduktion der Spielzeit ihre Premiere. Der ORF berichtet in einem Beitrag von einem „kurzweiligen Klassiker … Christian Dolezal geht in seiner Rolle als Rappelkopf vollends auf.“ „Ohne Kitsch und Märchenfirlefanz – Regisseur Andreas von Studnitz verschaffte mit der Inszenierung von Ferdinand Raimunds Zauberspiel vor allem „Rappelkopf“ Christian Dolezal eine Bühne … kräftiger Premierenapplaus“ heißt es in der Kronen Zeitung. 



„Absurd-komisch & sehr wienerisch“

„Weniger der Kampf mit dem eigenen Ich steht im Mittelpunkt der Inszenierung, als das Komödiantische“, so beschreibt Mariella Moshammer die Premiere im Volksblatt. „Dolezal sudert sich prächtig durch die zwei Stunden und zehn Minuten. … Sehr wienerisch, wie es von einem Raimund erwartet wird, wird es durch Dolezal in Linz. … Ein wunderbarer Höhepunkt des Abends ist die Musik von Nebojša Krulanović“. Peter Grubmüller von den Oberösterreichischen Nachrichten fehlt dem Komischen der Ernst. „Die Inszenierung von Andreas von Studnitz eröffnet mit einem glänzend auf den Kopf gestellten Schlafzimmer. Sie bringt auch einen schelmisch-diabolischen Alpenkönig (Vasilij Sotke) und einen grandiosen Kammerdiener Habakuk (Stefan Matousch) hervor, einen Menschenfeind im bittersten Sinne hat sie nicht.“ Auch Der Standard hat sich die Premiere nicht entgehen lassen. Michael Wurmitzer hat den Eindruck, dass „das Ensemble mit Lust spielt. Aus dem Orchestergraben herauf versorgt dieweil eine vierköpfige Band die Szenen musikalisch. … herrlich beschwingt und mit schrägen Untertönen.“

TERMINE & KARTEN

ENSEMBLEGESPRÄCH: LINZER KLIMA

Montag, 13. Juni 2016


Barbara Novotny und Thomas Bammer (C) Thomas Jaugk















Die Schauspiel-Ensemblemitglieder Barbara Novotny, Thomas Bammer, Thomas Kasten und Erich Josef Langwiesner im Gespräch über Molière-Proben mit Gerhard Willert, Theater & Leben in Linz und einiges mehr
Das Gespräch findet im Büro der Schauspieldirektion an der Promenade statt. Thomas Kasten entdeckt beim Hereinkommen einen originalen Holzmeister-Tisch, darüber entspinnt sich eine Fachsimpelei …

Du hast also wirklich eine Tischlerlehre gemacht, ich habe immer gedacht, dass sei eine Art Hobby von dir?

Thomas Kasten: Nein, ich bin Tischlergeselle. Ich habe hier in Linz in der Tischlerei Praha gelernt, bis die abbrannte, dann hab ich noch bei der Tischlerei Breiteneder weitergelernt und auch nach der Prüfung als Geselle gearbeitet. Irgendwann aber musste ich ja auch zu dem blödsinnigen Militärdienst. Da hatte ich keine Ahnung, wie ich da raus komme oder was ich da machen soll und dann habe ich mich zu den Panzern gemeldet. Ich war aber schon heimlich am Brucknerkonservatorium zum Schauspielstudium eingeschrieben. Und da war einer, der Gesang studiert hat, aber sich verpflichtet hatte beim Militär, um das Studium zu finanzieren, und der war bei den Sanitätern und der hat gesagt, „du kommst zu den Sanitätern“ und dann war ich eben bei den Sanitätern. Mein erstes Engagement war dann in Bern in der Schweiz. Da bin ich engagiert worden als Anfänger und Inspizient. Hab aber dann Beleuchtung und Ton gemacht, und da der Tischler im ersten Stück krank war, hab ich mit dem Bühnenbildner zusammen gleich mal das erste Bühnenbild gebaut und hab tatsächlich den unglaublichen Lohn von 50 Franken dafür bekommen. In der Schweiz war das nichts. Ich hab 500 Franken verdient.

Erich Josef Langwiesner: Ich habe mal Proben in der Schweiz gehabt, aber fest engagiert war ich nie. Nach St. Gallen sollte ich gehen und dann ist der Intendant weggegangen und was hat der gemacht: Im Mühlviertel Hunde gezüchtet. Einmal ist mir ein Intendant nachgereist und der wollte mich nach Bamberg holen und dann ist der am nächsten Tag gestorben, plötzlich war der tot.

Thomas Kasten: Ich war ja nach Bern ein Jahr in Hamburg. Und dann kam Boy Gobert und der hat alles entlassen. Da bin ich nach Bremen, und in Bremen hat Boy Gobert eine Vorstellung gesehen und hat mir geschrieben, weil er an die Josefstadt geht. Ich wollte ihm zurückschreiben, und dann hörte ich im Radio, Boy Gobert ist gestorben.

Erich Josef Langwiesner: Theateranekdoten, da sitzen wir aber dann noch lange da …

Thomas Bammer: Das ist Spökes, sagt der einzige Piefke in der Runde.

Ihr spielt ja alle in Gerhard Willerts Inszenierung von „Tartuffe“ von Molière zurzeit, zum Teil wart ihr auch schon beim „Geizigen“ dabei?

Thomas Bammer: Ich war dabei, Barbara auch.

Barbara Novotny: Also ich so halb, weil ich ja eingesprungen bin für Jenny Weichert, als sie schwanger war - das gilt also nicht ganz.

Thomas Bammer: Du hast aber viele Vorstellungen gespielt.

Barbara Novotny: Ich hab es fast eine ganze Saison gespielt.

Thomas Bammer: Und Erich hat den großen Schlussauftritt im „Geizigen“ schon geübt.
Barbara Novotny: Den hast du gepachtet.

Thomas Kasten: Da hast du eine andere Perücke, oder?

Erich Josef Langwiesner: Ein bisserl, aber nur ein bisserl.

Was ist das Besondere daran, mit Willert Molière zu machen, und was macht euch Spaß daran? Ich sehe doch den Spaß regelrecht aus euren Augen blitzen, wenn ihr das macht …

Erich Josef Langwiesner: Das kommt auf den Hund an. Der Afghane ist ein Traum. Den muss man nicht inszenieren. Da machst du nur eine leichte Handbewegung und der weiß, was los ist.

Barbara Novotny: Beide Hunde sind ziemliche Rampensäue.

Thomas Kasten: Das war aber auch harte Arbeit, diese Texte ins Hirn zu kriegen. Jetzt läuft das super und macht Spaß, aber bei den Proben hatte ich gar keine Chance, da wirklich einen Spaß zu empfinden, weil ich mein Gehirn so gemartert hab.

Barbara Novotny: Ja die Reime …

Erich Josef Langwiesner: Ich denke mir immer, so etwas lerne ich relativ leicht und mir ist es auch so vorgekommen, als hätte ich es leicht gelernt und dann stehst du da und du hängst an den blödesten Stellen und denkst dir, das gibt es überhaupt nicht, da kannst du nicht hängen.

Thomas Bammer: Wenn es dich mal raushaut, dann haut es dich gleich ganz raus. Das war der Unterschied zum „Geizigen“, aber die Spielweise ist die, die wir dort entwickelt haben, um quasi das Publikum mit auf die Bühne zu ziehen. Dass du permanent mit zwei Partnern spielst, mit deinen Partnern auf der Bühne und mit dem Publikum, das hat Willert ja hier fortgesetzt, das ist ja der rote Faden durch den ganzen Molière. Das ist, glaub ich, auch der Grund, weshalb die Molière -Inszenierungen so beliebt sind, weil die Leute sich freuen, dass sie mitgenommen werden.

Thomas Kasten: Mitgenommen, aber nicht aufgefordert werden mitzumachen. Das ist nämlich auch noch etwas. Sie machen mit, indem sie reagieren und das finde ich auch gut, dass man einfach so direkt die Leute anspricht, ohne sie aufzufordern mitzumachen, weil das ist immer peinlich.

Thomas Bammer: Du gibst ihnen Macht, aber keine Verantwortung. Ich kann immer machen und alle reagieren. Das ist ja geil als Zuschauer.

Barbara Novotny: Als Spieler ja auch.

Thomas Bammer: Manchmal ja, manchmal nein.


Erich Josef Langwiesner: Thomas, du bist auch noch bei Willert in seiner letzten Inszenierung drinnen.

Thomas Kasten: Ja, jetzt bin ich noch in „Wasser im Meer“ von Nußbaumeder.

Erich Josef Langwiesner: Ich war in seiner allerersten in Linz drinnen. Die habe ich geliebt, das war eine meiner schönsten Theatererlebnisse überhaupt. Martin Crimp, „Der Dreh“. Als blinder Taxifahrer.

Das war der berühmte Dreh? Von dem die Bühnenbildelemente bis heute benutzt werden. Da steht ja auf ganz vielen auf der Rückseite noch „Der Dreh“ drauf.

Erich Josef Langwiesner: Florian Parbs hat das gemacht. Ein geiles Bühnenbild, das war ein sagenhaft schönes Bühnenbild.

Thomas Kasten: Das war doch das Bühnenbild, wo eine Kollegin auf der Generalprobe in der Versenkung verschwunden ist, weil die nochmal im Finsteren raus ist.

Erich Josef Langwiesner: Gott sei Dank ist der nichts passiert. Der Techniker, der unten auf der Leiter stand, der hatte viel mehr Blessuren.

Thomas Kasten: Der Intendant Stögmüller ist mal in seiner eigenen Inszenierung von „Bauer als Millionär“ in die Versenkung gefallen. Ich war der Junge, der eine Kegelkugel schiebt und dann fallen alle neun um und ein großer Adler kommt aus dem Plafond herunter, so ist es beschrieben. Da ist der Ring drinnen und ich habe den Ring geholt und musste dafür über die offene Versenkung springen. Und der Intendant hat gesagt: „Nein, du musst das so schmeißen.“ Immer wieder hinter mir und immer noch einmal und noch einmal. Und dann schmeiß ich und er sagt nichts mehr und ich renn alle neune und hol den Ring und denk mir, was ist denn jetzt los, da stehen so viele Kollegen und schauen da runter. Und dann lag er unten. Er hat hat mir zugeguckt und vergessen, dass die Versenkung runtergeht, und ist rückwärtsgegangen. Er kam rauf und hat gesagt: „Weitermachen, weitermachen.“ Und hat sich unten hingesetzt. Und irgendwann hat man nichts mehr gehört von ihm. Schwere Gehirnerschütterung, Schlüsselbeinbruch, ab in Krankenhaus. Das tut mir leid.

Barbara Novotny: Intendanten, die im Inszenierungseifer ihre eigenen Bühnenbilder herunterfallen, das kennen wir doch …

Erich, du warst schon im Linzer Ensemble, als Gerhard Willert vor 18 Jahren kam, oder? Und Thomas, du kamst damals mit ihm zusammen?

Thomas Kasten: Ich kam mit Willert und meine erste Arbeit mit ihm war „Rückkehr in die Wüste“ von Koltès im großen Haus. Crimp, Franzobel, Koltès – das gab’s alles gleich in der ersten Spielzeit!

Erich Josef Langwiesner: Aber frag nicht nach Sonnenschein. Da ist es schon zur Sache gegangen. Da haben die Linzer ordentlich mit den Ohren geschlackert. Die Entrüstung beim „Sturm“, das war irre. Und geil. - Wird das Schauspielhaus nächste Spielzeit nicht auch mit „Sturm“ eröffnet?

Barbara Novotny: Wir haben ja auch mit Shakespeare angefangen. „Maß für Maß“. Das war der Beginn der Ära Mennicken.

Thomas Bammer: Das sind exakt zehn Jahre – mein längstes Engagement.

Barbara Novotny: Meins auch, ich hatte noch kein anderes. Ich kam ja direkt vom Max-Reinhardt-Seminar. Es hat hier einfach alles gestimmt, so einfach ist das.

Thomas Kasten: Das war auch mein längstes Engagement. 18 Jahre an einem Haus. Aber Erich, du bist ja schon 30 Jahre da, du hast ja schon eine Inventarnummer.

Erich Josef Langwiesner: Ich hab hier noch mit dem Pervu gespielt – Klaus von Pervulesko.

Thomas Kasten: Ja, ich auch, aber viel früher.

War das seltsam damals für dich, nach so langer Zeit an ein Haus zurückzukehren?


Thomas Kasten: Ich wollte zurück nach Österreich und ich hatte eine schöne Arbeit mit Willert gehabt in Freiburg und das hat mir gut gefallen. Ich habe ihn gefragt, „ich will zurück nach Österreich, ist da noch was frei“. „Ja schon, ich hätte ja geglaubt, du willst in Freiburg bleiben“. Sag ich „nein, ich will nicht in Freiburg bleiben“. Und so kam es zustande. Von wo kamst du, Thomas?

Thomas Bammer: Ich war drei Jahre in Oldenburg bei Mennicken fest engagiert gewesen, hatte mich dann aber wieder für die Selbstständigkeit entschieden und war deshalb sehr überrascht, als Mennicken und Willert mich fragten, ob ich ins Ensemble komme. Und dass ich dann auch noch so lange geblieben bin, hat mit der Arbeitsatmosphäre hier zu tun, eine, wie ich sie anderswo an einem festen Haus noch nicht erlebt habe. Das besondere, was hier entstanden ist, das ist die angstfreie Zone – ein Vertrauen im Miteinander, ein Klima von Wertschätzung und Respekt. Jetzt klinge ich vielleicht wie ein Pfarrer, aber das sehe ich als die Basis allen kreativen Arbeitens, überhaupt allen Arbeitens miteinander. Und damit meine ich nicht Ringelpietz mit Anfassen – hier konnte auch heftig gestritten werden.

Barbara Novotny: Oh ja! Aber immer wollten wir etwas miteinander erzählen.

Thomas Bammer: Und erst so ist man auf Dinge gekommen, die einen selbst überraschen.

Barbara Novotny: Und jeder konnte sich mit seinen ganz eigenen Qualitäten einbringen. Denn das Ensemble war ein heterogenes, eines verschiedenster Persönlichkeiten. Aber eben auch deshalb so spannend.

Thomas Bammer: Und diese ganz besondere Atmosphäre mache ich am Schauspieldirektor fest. Der ist schon ein toller Ermöglicher. Aber so eine Atmosphäre bleibt nicht hermetisch, die schlägt Wellen – wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Diese Atmosphäre wurde uns auch vom Publikum gespiegelt, das genau das wahrgenommen hat. Die sind nicht star-fixiert, weil es das hier nicht gab. Die haben immer das ganze Ensemble miterlebt.

Thomas Kasten: Und auch so konnte nur etwas entstehen wie die LESEZEICHEN-Reihe. Etwas Ähnliches hatte ich auch schon an diversen Häusern davor probiert – immer ist das nach ein oder zwei Versuchen wieder eingegangen. Hier aber hatte ich nie Mühe, diese Reihe zu programmieren. Denn jeder wollte gerne etwas beitragen. Darum beschließen wir das auch am 26. Juni im größeren Rahmen, alle gemeinsam abends auf der Kammerspielbühne – den Hinweis kann ich mir nicht verkneifen. Das ist dann das 153. LESEZEICHEN und das letzte.

Ein schöner Bogen am Ende zum Auftakt unserer Interviewserie, wo es ja ums NACHTSPIEL ging, auch etwas, was nur aus dieser besonderen Ensembleatmosphäre heraus entstehen konnte. Aber eine letzte Frage noch: Wo zieht es euch denn hin?

Thomas Bammer: Da es gar nicht so einfach ist, die Wurzeln herauszuziehen nach so einer Zeit, besonders, wenn hier beide Töchter aufgewachsen sind beziehungsweise noch aufwachsen, bin ich mit meiner Familie nur ein paar Kilometer die Donau hinauf gezogen, nach Ottensheim.

Thomas Kasten: Ich auch, aber auf den Berg. Ich schau von Kirchschlag herab, was hier so getrieben wird.

Erich Josef Langwiesner: Wie Adalbert Stifter! Ich dagegen aus dem See heraus, aus den Tiefen des Traunsees.

Thomas Bammer: Ob ich schau, weiß ich gar nicht. Keine Ahnung.

Barbara Novotny: Und mich zieht es die Donau entlang in die andere Richtung, zurück nach Wien. Denn es hat ja auch sein Gutes, neu anzufangen.


Ausklang der Gesprächsreihe mit Ensemblemitgliedern der Schauspieldirektion Gerhard Willert. Das Gespräch führte Kathrin Bieligk.

NACHLESE: DER OPERNDIREKTOR

Montag, 9. Mai 2016


„Pfiffig, frisch und kurzweilig“ 

Vergangene Woche erlebte die Opera Buffa Der Operndirektor von Domenico Cimarosa eine heitere und viel beklatschte Premiere im HauptFoyer des Musiktheaters. John F. Kutil entstaubte das Werk und verhalf ihm zu neuem Glanz. Die geglückte Zusammenarbeit zwischen Landestheater und Anton Bruckner Privatuniversität gibt bereits einen Vorgeschmack auf das Opernstudio in der neuen Saison.

Die „frische und kurzweilige Opernminiatur“, gefiel Elisabeth Rathenböck (Kronen Zeitung) sehr gut. John F. Kutil „inszenierte mit Augenzwinkern sehr pfiffig“. „Sängerisch glänzt Dominik Nekel; kongenial kontert Christ Ratzenböck.“ Unter den Studierenden überzeugen „Kie Kanazawa und Miriam Böhmdorfer; selbstbewusst auch Rastislav Lalinsky.“ „Marc Reibel … führt das Orchester lustvoll an.“ „Das Stück ist das sehenswerte Ergebnis einer Zusammenarbeit vom Landestheater mit Musikern und Sängern der Bruckner Uni.“


Als „leichte, aber gute Sommerkost“, beschreibt Paul Stepanek (Neues Volksblatt) die Premiere. John F. Kutil inszeniere die Opera Buffa flott als Farce. „Das Premieren Publikum spendete nach kurzweiligen 75 Tohuwabohu-Minuten reichlich Applaus.“


„Flotte Premiere“ heißt es gleich zu Beginn in Lukas Lugers Besprechung in den Oberösterreichen Nachrichten. Nekel spiele „mit Verve und viel Augenzwinkern“ den Titelhelden.  Kie Kanazawa: „entzückend, stimmlich überzeugend“. Miriam Böhmdorfer: „ein beachtliches Bruckneruni-Talent.“ Christa Ratzenböck: „herrlich giftig“. Rastislav Lalinsky: „mit toller Stimme, lässigen Gags, der heimliche Star des Abends“. „Lustvoll, mit viel Charme und gespickt mit gelungenen Insiderschmähs erweckt das aus Profis und Studenten zusammengestellte Ensemble die Welt hinter dem Vorhang.“ Das Fazit: „Locker-flockige Unterhaltung, aber gekonnt serviert!“

Termine & Karten

PRESSESCHAU TARTUFFE

Mittwoch, 30. März 2016

Molière mit Vasilij Sotke ist ein echter Publikumsmagnet. Großes Theater!

Am 24. März 2016 feierte Molières Komödie Tartuffe in der Regie von Schauspieldirektor Gerhard Willert Premiere und verspricht ein großer Publikumserfolg zu werden.

Großes Theater 
„TARTUFFE in der Regie von Schauspielchef Gerhard Willert … ist risikofrei großer Publikumserfolg zu prophezeien … Vasilij Sotke ist ein ausgefuchster Tartuffe-Dämon. Verschlagener bis devoter Blick, kein Gehampel ist zu groß, keine Geste zu klein - wie er Molières Witz balanciert, ist großes Theater. Thomas Bammers Orgon spiegelt exakt und schmerzhaft glaubwürdig Hingabe und Wut von Verführungsopfer und Betrogenem. Die Bruckneruni-Studentin Viola Müller gedeiht als Mariane zur Entdeckung - trotzdem gibt über allen Barbara Novotny als Dorine die Fäden nicht aus der Hand. Sie stattet ihre Figur mit vulgärer Vitalität und einfühlsamer Schläue aus, ein prächtiger Kontrast zum aufgebrachten Wohlstandselend - wie es Björn Büchner als Orgons Sohn zeigt. … Das Publikum dankt mit herzlichen Premieren-Bravos“ – so fasst Peter Grubmüller von den Oberösterreichischen Nachrichten seine Sicht auf die Premiere zusammen.

Bravourös gemeistert 

„Die Inszenierung von Gerhard Willert in den Kammerspielen setzt erfreulicherweise vor allem in den Kostümen und auch in der Ausstattung auf Historisches, die Figuren werden nicht gewaltsam „modernisiert“. Die deutsche Fassung — gereimt — und die Textfülle verlangen den Schauspielern hohe Sprachgenauigkeit ab, was diese über die mehr als zwei Stunden bravourös meistern“, so das Fazit von Werner Rohrhofer vom Neuen Volksblatt.

Begeisterter Applaus! 
„Molière mit Vasilij Sotke in der Hauptrolle ist am Linzer Landestheater ein echter Publikumsmagnet, ist sich Claudia Tröster von der Kronen Zeitung sicher. „Wiederholten Szenenapplaus gab es bei der Premiere nicht nur für „Tartuffe“ Vasilij Sotke, der sich im kardinalsroten Wams, aber auch fast nackt komödiantisch ins Zeug legt. Barbara Novotny (Dorine) und Gunda Schanderer (Elmire) stehen ihm aber um nichts nach. Kronen Zeitung überzeugt. „Ein köstliches Liebespaar geben „Mariane“ Viola Müller und „Valère“ Markus Pendzialek ab. Thomas Bammer ist der getäuschte Orgon. Weiters unterhalten Eva-Maria Aichner, Björn Büchner, Thomas Kasten, Erich Josef Langwiesner (samt Hund) und viele andere. Begeisterter Applaus!“

TERMINE & KARTEN

PRESSESCHAU RADIKAL

Ein mutiges Stück Jugendtheater am Puls der Zeit

Die Premiere von unserem diesjährigen FREISPIEL Radikal mit zwanzig jugendlichen und erwachsenen Amateuren wurde zu einem umjubelten Theaterabend.

Heftig bejubelt 
„RADIKAL ist das Wort der Stunde. Und so gesehen war das Freispiel-Team aus dem Linzer u\hof: wirklich radikal am Puls der Zeit, als es beschloss, sich für die heurige Freispiel-Produktion mit diesem Thema auseinander zu setzen. Jetzt wurde die Uraufführung in der BlackBox des Linzer Musiktheaters heftig bejubelt.“ Milli Hornegger, Kronen Zeitung

Bestürzend aktuell 

„FREISPIEL … bot am Ostersamstag ... zwanzig jugendlichen und erwachsenen Amateuren im Stück „Radikal“ (ab 14 Jahre) Gelegenheit, Extremismus verbal und körperlich auszudrücken. … Das Thema ist bestürzend aktuell und wird wirksam in Szene gesetzt von der Regie und den jungen Schauspieltalenten. Zu Recht gab es dafür viel Beifall und anhaltende Bravorufe.“ Eva Hammer, Neues Volksblatt

Selbst im Gemüsefach grassiert der Rassismus. 

5 von 6 möglichen Sternen gab es von Lukas Luger von den Oberösterreichischen Nachrichten. Sein Fazit: „Selbst im Gemüsefach grassiert der Rassismus. Der "Radi Karl" schlägt als patriotischer Rettich nämlich nur in heimischer Erde Wurzeln, mit dem Chinakohl will der heimatliebende Kreuzblütler partout nicht in der gleichen Lade liegen. Nicht alle szenischen Fragmente in Brigitta Waschnigs Stück "Radikal" ... sind von solch böser Skurrilität. Manche, wie die kotzenden TV-Models, sind eher platt. Andere, wie die ihren Wunsch nach Selbstbestimmung in einem Rap artikulierende Mädels-Truppe, hingegen grandios. … Überhaupt spielt Körperlichkeit in "Radikal" eine zentrale Rolle, besonders in den von Silke Grabinger choreografierten Massenszenen. Es geht hier um Mechanismen und Strukturen der Radikalisierung. Die Weigerung der Macher, individuelle Schicksale stärker herauszustellen, ist konsequent. Namen und Begriffe ändern sich. Die Rattenfängermethoden leider nicht. Ein mutiges Stück Jugendtheater!

TERMINE & KARTEN

PRESSESCHAU PELLÉAS ET MÉLISANDE

Dienstag, 22. März 2016

„Jahrhundert-Inszenierung von Achim Freyer“

In der Deutung von Regie/Bühnen/Maler-Legende Achim Freyer feierte Debussys Oper Pelléas et Mélisande am 19. März 2016 Premiere im Musiktheater am Volksgarten.

Das stiftete auch die Presse zu Lobeshymnen an: „Ein schlichtweg exzeptionelles Kunstwerk erschuf Achim Freyer“, schreibt Norbert Trawöger in der Kronen Zeitung. Myung Joo Lee als Mélisande sei „fragil rührend“, Seho Chang „grandios zerrissen“ als Goulaud. „Dazu kommt ein wunderbar aufspielendes Bruckner Orchester unter Dennis Russell Davies“, so Trawöger.

„Ein Ereignis. Achim Freyer inszenierte am Landestheater Linz Pelléas et Mélisande. ... Der Maler, Bühnenbildner und Regisseur Achim Freyer "Pelléas et Mélisande" sieht wie der Autor des gleichnamigen Dramas, Maurice Maeterlinck, auf dem diese Oper basiert und seinem "Theatre statique", dass das Stück seine Stärke nicht aus der Handlung sondern aus den inneren Seelezuständen der Personen erfährt. ... ungemein ausgeklügeltes Farbkonzept und beinahe pausenlose Veränderungen der Lichtstimmungen, die Personen immer wieder verschwinden und auftauchen lassen. All dies bewirkt einen ungemein faszinierenden, bildmächtigen Theaterzauber, der aller Statik zum Trotz zum Ereignis wird! ... Delikate orchestrale Differenzierungskunst vom Feinsten ... zeichnet das Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies: zarteste Farbmischungen, subtile träumerische, ja transzendente Klänge, die sich zu einem impressionistischen Gemälde verdichten. ... Myung Joo Lee ist eine mädchenhafte, zerbrechliche Mélisande. Die Sopranistin singt die geheimnisvolle, undurchschaubare Außenseiterin mit hinreißender Schönheit und betört mit feinsten Nuancen, wunderbaren Farben und tiefgehender Innigkeit. Iurie Ciobanu ist ein kraftvoll intensiver, wie auch sanftmütig schwärmerischer Pelléas. Jubel" Kurier

„Das Linzer Musiktheater ist in der letzten Saison der Intendanz von Rainer Mennicken weiterhin auf Höhenflug ... Achim Freyer ist der wunderbarste Bühnenzauberer. Mit 82 sprudelt seine Fantasie mehr denn je wie ein Jungbrunnen. Eine sensationelle Neuproduktion. ... Freilich muss man sich auf drei nicht unanstrengende Stunden einlassen, sich versenken wollen und konzentrieren können – das Publikum in der zweiten Vorstellung leistete da Vorbildliches –, sich auf eine Reise ins Innere verführen lassen, deren Reichtum sich aber umso großartiger, Nachdenken stiftend, erschließt.
Daran hat neben Szene, Licht und Technik vor allem das beseelt erfüllte und erfühlte Musizieren des phänomenal spielenden, von Dennis Russell Davies aber auch phänomenal geführten Brucknerorchesters größten Anteil. So farben- und facettenreich, dabei neugierig gespannt und aufmerksam auf jedem einzelnen Posten war das Kollektiv seit Langem nicht mehr zu hören.
Auf diesen grandios ausgebreiteten Klangflächen können sich die Solisten des Hauses kongenial entfalten, voran Myung Yoo Lee mit körperlos-alabastergleichem Sopran – eine Entdeckung, Seho Chang als famos seine Baritonfarben verteilender Golaud, Iurie Ciobanu als kräftiger Pelléas. Wieder einmal, hier aber ganz besonders, die Erfahrung: Solche Gesamtleistungen stellen weit besser ausgestatte Häuser in den Schatten, ganz leicht." Salzburger Nachrichten

Ein Glücksfall für das Linzer Musiktheater. ... Eine unbedingt sehenswerte Produktion und ein berührender Abschied für den Intendanten Rainer Mennicken, der Linz nach einer glänzenden Spielzeit verlassen wird." Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Auch manchen Buhrufern zum Trotz – diese Deutung des deutschen Regisseurs Achim Freyer war schlicht und einfach sensationell“, schreibt Michael Wruss in den Oberösterreichischen Nachrichten. Dem Bruckner Orchester unter Dennis Russell Davies sei eine „Meisterleistung geglückt“, die Sänger boten „herausragende Leistungen“. „Allen voran Seho Chang“, „fein aber auch Iurie Ciobanu – klar nuancierte Stimme – und Myung Joo Lee als Mélisande, die ihre Stimme farblich abstimmte“.  „Nikolai Galkin war ein perfekter Arkel, Karen Robertson eine ideale Geneviève und Ville Lignell der ständig präsente Tod.“ „Sonderlob für Tabea Mitterbauer, die den Yniold hinreißend umsetzte.“

Pelléas et Mélisande in einer Jahrhundert-Inszenierung von Achim Freyer“, heißt es bei Heidemarie Klabacher auf Drehpunktkultur. „Ein Rausch schillernder Farben“, „stupende Sogwirkung“, „so soll Theater sein: Zum Abheben“ – streut sie Freyers Deutung Rosen. „Bildliche und musikalische Umsetzung gehen auf überwältigende Art und Weise Hand in Hand“, „die Protagonisten [entwickeln] bewegende Psychogramme“.

„GMD Dennis Russell Davies entfaltet mit dem feinfühlig, dann wieder opulent musizierenden Bruckner Orchester Linz den stimmigen instrumentalen „Klang-Pointillismus“, in den sich das durchwegs großartige Solistenensemble einfügt“, beschreibt Wolfgang Katzböck von der Austria Presse Agentur.

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Achim Freyer im Interview


Sehr bescheiden beschreibt Achim Freyer seine Inszenierung von Claude Debussys Oper PELLÉAS ET MÉLISANDE als "nur ein kleines Päckchen von Pünktchen, die man sich unter den Arm klemmt". Doch da steckt mehr dahinter!