Seniorenprojekt BRUNDIBÁR

Donnerstag, 12. April 2018

Am 12. April 2018 besuchten die Bewohner des Seniorenzentrums Spallerhof unsere Kinderoper THERESIENSTÄTTER TAGEBUCH | BRUNDIBÁR. 

Mit einem Publikum ins Gespräch zu kommen, das zur Kriegsgeneration gehört, war ein besonderes Anliegen von Regisseur und Intendant Hermann Schneider. 40 Seniorinnen und Senioren ließen sich von Musik und Spielfreude des Kinderchores begeistern!



„Mir war es wichtig eine Geschichte zu erzählen von jungen Menschen im Sinne unseres Spielzeitthemas Für immer jung, die vielleicht heute so alt wären, wie die alten Menschen, die sich es heute anschauen, die aber selber nie die Chance hatten so alt zu werden, weil sie durch ein mörderisches Regime selektiert und umgebracht wurden. Der andere Gedanke, der für mich wichtig war ist der, dass die Generation derjenigen, die jetzt das Stück sieht – speziell heute alte Menschen – zu der Generation gehört, die noch Zeitgenossenschaft sind und Zeugnis ablegen können und dass das an junge Menschen vermittelt werden soll und der Dialog zwischen den Genrationen bei dem Thema, so glaube ich, nicht abreißen sollte.“ Hermann Schneider


„Das Stück hat uns sehr nachdenklich gemacht. Wie viele Brundibárs mag es geben? Wie viele, die dagegen rebellieren? Wie viele, die mit ihm gehen?“ Eine Bewohnerin des Seniorenzentrums Spallerhof.



Das Projekt

Die Senioren waren ganz nah am Probenprozess dabei: Eingestimmt durch eine Einführung von Dramaturgieassistentin Anna Maria Jurisch und Regisseur Hermann Schneider besuchten die Senioren eine Probe auf der sie einen ersten Eindruck von dem Stück, aber auch von der Arbeit am Theater erhielten. Hermann Schneider inszenierte gemeinsam mit den Kindern des Kinderchores eine Szene des Stücks. Nach der Probe gab es ein Nachgespräch, in dem die Bewohner ganz klar herausstellten: „In diesen beiden Stücken geht es auch um uns. Wir sind alle Kriegskinder.“ Gespannt auf den Besuch der Vorstellung und beschwingt verließen die Senioren die Probe. Einige waren tief bewegt „So viele Gedanken sind in meinem Kopf.“ Und sie begannen diese aufzuschreiben.

Wenig später fand ein Gegenbesuch statt: Die Dramaturgieassistentin Anna Maria Jurisch und der Kapellmeister Marc Reibel gestalteten gemeinsam mit der Theaterpädagogin Anna-Lena Geerdts eine Einführung im Seniorenzentrum. Wissenswertes zu Stück und Inszenierung wurde vermittelt, Musikalisches am Klavier präsentiert. Im anschließenden Gespräch mit den kam zur Sprache, welche Kraft Musik und Kunst haben können: einerseits in der Geschichte von Aninka und Pepicec zu sehen, andererseits ist dies auch am eigenen Leib zu spüren. Musik kann das Unsagbare transportieren, Kultur kann ein Rettungsanker sein oder eine Flucht, in Theresienstadt, aber auch im Jetzt und Hier.
Am 12.4. werden nun sechs Kleinbusse auf dem Vorplatz vor dem Musiktheater halten und das gespannte Publikum des Seniorenzentrums Spallerhof zur Vorstellung bringen. Endlich auf der Bühne mit Kostümen und Licht und Orchester! Wie berührend wird das Theresienstätter Tagebuch? Wie gemein ist Brundibár? Und natürlich ist die Freude darauf groß, den Kinderchor und Nikolai Galkin in Aktion zu sehen.

Im Anschluss an den Vorstellungsbesuch gab es ein Nachgespräch, in dem Regisseur Hermann Schneider, der Sänger Nikolai Galkin und der Kapellmeister Marc Reibel offen gebliebene Fragen beantworteten und über Musik und das Erinnern philosophierten. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums stellten Fragen und brachten ihre Begeisterung zum Ausdruck. „Es ist eine große Freude da zu sein!“, „Die Musik war berührend!“, „Die Spielfreude der Kinder war überwältigend!“.


Warum besucht diese Seniorengruppe bereits zum zweiten Mal die Kinderoper?
Kinderopern sind meist kurz – behandeln aber Themen, die universal sind. Themen, die nicht ausschließlich Kinder ansprechen, sondern auch begleitende Eltern und Großeltern. Eine gute Kinderoper ist für Erwachsene wie für Kinder gleichermaßen ein Erlebnis, das zum Nachdenken, schmunzeln und vielem mehr anregen kann. Philosophische Gedanken über das Wünschen, ob ein Name die eigene Identität bestimmt oder was alles mit Freundschaft möglich ist wurden und werden in den im Musiktheater aufgeführten Kinderkinderopern thematisiert. Gedanken, die ein Leben lang aktuell sein können.

Am Landestheater Linz werden Kinderopern meist im HauptFoyer des Musiktheaters gespielt. Ein Ort, an dem eine Offenheit herrscht, es ist nie ganz dunkel dank der großen Fensterfront. Ideal für junges Publikum, aber auch für Menschen, die nicht mehr ganz mobil sind. Rollstühle und Rollatoren finden Platz, das HauptFoyer ist einfach mit dem Lift zu erreichen. Und es wird am Vormittag gespielt – es muss nicht im Dunkeln und zu später Stunde an- und abgereist werden.

Fotos: Sakher Almonem