ÜBERRUMPELT UND BESTÜRZT

Dienstag, 3. Januar 2017

Peter Lewys Preston spielt Rachmaninow in Préludes (ab 20. Jänner im Musiktheater) Foto: Christoph Bauer

Peter Lewys Preston ist seit Anfang dieser Saison fixes Mitglied des Musicalensembles Linz. Er übernimmt in Préludes die Rolle des Rachmaninow. Neben dem, was ein Musicaldarsteller üblicherweise beherrscht – Singen, Tanzen, Spielen –, ist Peter auch ein guter Pianist. Er wird in Préludes nicht nur Dave Malloys Originalmusik, sondern auch eine Menge Rachmaninow spielen.
Préludes feiert am 20. Jänner 2017 im Musiktheater Premiere - eine europäische Erstauffühung!


Peter, du bist in Herrenberg in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen. Eine musikalische Familie?
Nein, bis auf meine Großmutter spielt eigentlich keiner ein Instrument. Und die hat ihr Klavier verkauft, bevor ich geboren worden bin.

Eigentlich keine guten Voraussetzungen für eine künstlerische Laufbahn.
Zum Glück haben mich meine Eltern schon mit 4 Jahren zur musikalischen Früherziehung gebracht. Mein erstes Instrument war ein Xylophon, auf das ich sehr stolz war. Dann kamen Schlaginstrumente, die Blockflöte und schon mit 5 Jahren ein Keyboard. Für ein Klavier waren meine Finger angeblich zu klein und schwach – erst mit 12 Jahren bin ich aufs Klavier umgestiegen.

Und dann bist du musikalisch durchgestartet?
Nein, in der Pubertät war ich ziemlich faul. Vom Blatt zu spielen habe ich nur gelernt, weil ich keine Lust hatte, täglich zu üben. Wenn dann die wöchentliche Klavierstunde kam und ich mal wieder nicht vorbereitet war, musste ich die Hausaufgabe halt vom Blatt spielen.

War es das an musikalischer Bildung?
Nein, ich besuchte ein musisches Gymnasium. Wir lernten Harmonielehre, Partituranalyse und hatten mehrstimmige Hördidakte zu bewältigen, dazu das Schulorchester, die Schul-Bigband und so weiter. Nur eins habe ich während der Schulzeit nie gemacht: Theater gespielt.

Und trotzdem dann die Ausbildung zum Musicaldarsteller?
Daran hatte ich im Leben nicht gedacht. Eigentlich wollte ich Lehrer für Musik und Englisch werden, bin aber bei der Aufnahmeprüfung knapp gescheitert. Eine weitere Option war ein Studium für Komposition und Sounddesign, da habe ich die Anmeldefrist verpasst, ganz ähnlich lief es für die Idee, Musikproduktion zu studieren. Meine Eltern hatten mir mal einen Musical-Workshop geschenkt, da packte mich der Übermut, mich bei der Theaterakademie in München zu bewerben.
Und das hat geklappt!

Wie war es, ohne je vorher auf der Bühne gestanden zu haben, plötzlich ein Musicalstudent zu sein?
Ich weiß noch, meine erste Tanzstunde ... Die englische Ballettlehrerin hat uns nach Vorkenntnissen gefragt. Alle sagten so was wie „Ich hatte meine erste Ballettstunde mit fünf Jahren“ oder „Modern, HipHop, Latein und Jazz hab ich drauf, nur Ballett habe ich erst mit 9 angefangen“. Endlich kam die Reihe an mich, und ich musste sagen: „Nix.“ Aber in vier Jahren kann man bei etwas Talent schon etwas lernen.

Hast du während des Studiums weiter Klavier gespielt?
Ja, Klavierunterricht gehört sowieso bei jedem dazu. Ich habe außerdem eine Menge korrepetiert und zu meinem Vergnügen gespielt. Außerdem habe ich die ganze Zeit an meinen eigenen Songs gearbeitet, die ich Ende 2015 zu meinem ersten Album Reaching for Heaven mit Solosongs und zwei Duetten mit Abla Alaoui zusammengestellt habe.

Seit Anfang dieser Saison bist du fix in unserem Linzer Musicalensemble ...
Ja, nachdem ich mich ein Jahr zuvor schon einmal beworben hatte, hat es 2016 geklappt. Und mit Rachmaninow in Préludes und Carl in der deutschsprachigen Erstaufführung von Ghost – Nachricht von Sam habe ich in dieser Saison zwei Wahnsinnsaufgaben, die noch auf mich warten. 

In Préludes ist die Figur von Sergej Rachmaninow in zwei Rollen geteilt: Die eine, Rach, wird von Riccardo Greco gespielt, die andere, Rachmaninow, von dir. Du singst einen Song und bist durchgehend auf der Bühne, aber vor allem spielst du auf dem großen Konzertflügel, der das Zentrum des Bühnenbilds von Florian Parbs bildet. Erzähl uns, wie du zu dieser Aufgabe gekommen bist.
Ein paar Monate, bevor ich nach Linz kam, hörte ich, welche Rollen ich in der Saison spielen sollte. In Préludes war ich nicht vorgesehen, aber ich hatte mir gerade das Cast-Album gekauft und war von dem Stück fasziniert. Ohne langes Nachdenken bot ich an, ich könnte ja den Piano-Part übernehmen. Ich weiß noch, ihr habt ziemlich skeptisch reagiert. Daraufhin nahm ich ein Prélude auf Video auf und schickte es euch. 

Ja, wir waren wirklich positiv überrascht und dachten, wir sollten es wagen.
Und ich war überrumpelt. Als ich von euch das Gesamtmaterial bekam, wandelte sich das zu Bestürzung. Es war so viel. Und so schwierig! Man kann sich ja bei Rachmaninow nicht irgendwie durch die Noten mogeln wie beim Repetieren. Ich wollte die Sache mehr als einmal abblasen. Aber ihr habt mir Mut gemacht, und ich weiß inzwischen endlich: Üben hilft tatsächlich.

Interview: Arne Beeker

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PRÉLUDES
MUSICAL VON DAVE MALLOY

Eine musikalische Fantasie im Kopf von Sergej Rachmaninow für Konzertflügel, Keyboards und Laptop
Buch, Musik und Gesangstexte von Dave Malloy
Deutsch von Roman Hinze
In deutscher Sprache

Europäische Erstaufführung
Freitag, 20. Jänner 2017, 20.00 Uhr 
| BlackBox, Musiktheater
Weitere Vorstellungen: 20., 22., 24., 25., 31. Jänner, 3., 4., 7., 10., 11. Februar 2017


Musikalische Leitung Bela Fischer jr.
Inszenierung Johannes von Matuschka
Choreografie Wei-Ken Liao
Bühne Florian Parbs
Kostüme Tanja Liebermann
Lichtdesign Johann Hofbauer
Dramaturgie Arne Beeker

Riccardo Greco (Rach), Peter Lewys Preston (Rachmaninow (Piano)), Daniela Dett (Dahl), Anaïs Lueken (Natalja), Kevin Arand (Schaljapin), Alen Hodzovic (Tschechow / Tschaikowsky / Tolstoi / Glasunow / Zar Nikolaus II. / Der Meister), Bela Fischer jr. (Keyboard 1), Gerald Landschützer (Keyboard 2)

Nach frühen Erfolgen fällt Rachmaninows 1. Sinfonie bei der Kritik durch. Der Dirigent ist betrunken, das Orchester unterprobt, das Publikum feindselig. Der junge Komponist stürzt in eine dreijährige Schaffenskrise, die er erst mit Hilfe eines Hypnose-Therapeuten bewältigt. – Préludes ist eine musikalische Fantasiereise durch den Kopf des hypnotisierten Rachmaninows. Dave Malloy begeisterte das New Yorker Publikum mit seiner kühnen Mischung aus bearbeiteten Originalwerken Rachmaninows bis hin zu hypnotischen Techno-Loops.

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