Don Giovanni kehrt zurück!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Martin Achrainer: ab dem 21. Jänner 2017 als Don Giovanni zu erleben!

Der ewige Verführer, der Genuss-Süchtige: Don Giovanni ist die Figur der Operngeschichte mit dem unbestritten größten Sex-Appeal. Im Jänner 2017 kehrt Mozarts rastloser Liebhaber nach Linz zurück und wird die Bühne des Musiktheaters nach der Oper Salome erneut zu einem erotischen Ort machen. Publikumsliebling Martin Achrainer war in dieser Traumrolle für jeden Bariton bereits 2008 im Landestheater an der Promenade zu sehen, nun steht er als Don Giovanni erneut auf der Bühne und gibt Einblick in seine eigene Faszination rund um die „Oper aller Opern“ (E.T.A. Hoffmann).

Zwischen Ihrem letzten Don Giovanni und der Neuinszenierung im Jänner liegen genau neun Jahre. Schlägt sich diese Zeitspanne auch in Ihrer Interpretation der Figur nieder?


Zuerst muss ich vorwegnehmen: Don Giovanni ist für mich als Kavalierbariton – neben Eugen Onegin, Ford im Verdi-Falstaff und Wolfram in Wagners Tannhäuser – die absolute Traumrolle. Vor neun Jahren war mir, vielleicht aus jugendlichem Leichtsinn, die Tragweite der Partie nicht wirklich bewusst; da bin ich schon an meine Grenzen gestoßen. In den vergangenen Jahren bin ich an meinen vielseitigen Aufgaben aber nicht nur stimmlich gereift, sondern denke auch, dass ich die Figur nun in ihrer seelischen Verfasstheit besser begreife. Bei der letzten Inszenierung, in der Regie von Andreas Baesler, bin ich viel kälter und arroganter an die Figur herangegangen; dieses Mal möchte ich ihr auch eine gewisse Liebe einhauchen.

Was gibt es im Mozart-Repertoire für einen Bariton zu entdecken?

Da gibt es tatsächlich so etwas wie eine klassische Entwicklung für einen Bariton oder Bassbariton: Man fängt als junger Sänger am besten mit Masetto an, darauf sollte im Idealfall Papageno folgen, dann Figaro und Gulglielmo, dann, würde ich sagen, Leporello und anschließend Graf Almaviva. Don Giovanni ist, denke ich, die „Kür“ für diese Stimmlage innerhalb des Mozart-Repertoires. Und was man gerne etwas pauschalisierend über Mozart sagt, trifft durchaus zu: Mozart ist „der Doktor für die Stimme“. Man muss als Sänger wahnsinnig diszipliniert sein, weil Mozarts Musik eine kristallklare Intonation und Stimmführung verlangt; gleichzeitig sind seine Kompositionen aber auch immer spürbar und mit großem „Knowhow“ für und im Sinne von Sänger und Stimme gedacht.

Regisseur François De Carpentries sieht in Don Giovanni mehr als den sprichwörtlichen Casanova.

Ja, diese Figur ist in der Tat wahnsinnig vielschichtig. Natürlich steht seine Maxime „Leben nach dem Lustprinzip“ im Vordergrund, allerdings ist es auch seine Sammlerleidenschaft, die mich interessiert, die ja geradezu eine Sucht ist. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass die Figur nicht nur diese machohaft-getriebene, sondern definitiv auch eine ungemein charmante und betörende Seite (im Sinne des historischen Casanova!) haben muss, denn sonst hätte er nicht einen so großen Erfolg bei Frauen. Das erfährt man ja aus der bekannten Registerarie. Darüber hinaus sehe ich Don Giovanni außerdem als Freidenker und aufklärerischen Charakter: Hinsichtlich seiner Ideale ist er eine ungemein zeitgenössische Figur, die allerdings in die sinnliche Musik des 18. Jahrhunderts eingebettet ist. 

Sie sind ja – charmant, einnehmend und attraktiv – ein geradezu idealer Don Giovanni. Entdecken Sie bei sich selbst zumindest Aspekte dieser Figur? 

Das schmeichelt mir natürlich, aber ganz allgemein würde ich vorerst sagen: Die Sehnsucht nach Sinnlichkeit und Erfüllung – das zentrale Motiv der Figur des Don Giovanni – das hat jeder in sich. Was mich und die Figur des Don Giovanni wahrscheinlich am ehesten verbindet, ist das Streben nach einem lustbetonten Leben, denn Singen ist für mich pure Lust. Und daher lebe ich, seitdem ich meinen Beruf als Sänger ergriffen habe, quasi jeden Tag meinen persönlichen Traum, für den ich manchmal auch unheimlich viel aufgegeben und riskiert habe. Ich denke, wenn man über die Konsequenzen nachdenkt, hat man seinen Traum oft schon „gekillt“. Das verbindet mich vielleicht mit Don Giovanni.
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Don Giovanni

Komische Oper in zwei Akten
von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo Da Ponte

In italienischer Sprache mit Übertiteln
Premiere 21. Jänner 2017
Großer Saal Musiktheater

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Foto: Reinhard Winkler