Im Gespräch - Einfach Spielen

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Silvia Glogner wird diesen November 70. Ihre neuen jungen Schauspiel-Kolleginnen Nancy Fischer, Angela Šmigoc, Katharina Vötter und Jenny Weichert sind im Durchschnitt 40 Jahre jünger. Neugierig, wer die Neuen so sind, hat Silvia Glogner die vier zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Entstanden ist ein spannendes Gespräch rund um das, was sie über Generationen hinweg verbindet: Die Lust am Spielen.

Das ungekürzte Interview finden Sie hier als Download.

Falsch verbunden – Disconnect

Montag, 18. Oktober 2010

Das Telefondrama von Anupama Chandrasekhar feierte am 18. Oktober Premiere in den Kammerspielen.

Hier die ersten Pressestimmen:

Philipp Wagenhofer – Neues Volksblatt
Brillant ist die Rhythmisierung, die Gerhard Willert seinen neuen Ensemble-Mitgliedern Nancy Fischer (Vidya), Björn Büchner (Giri) und Markus Subramaniam (als Ross, bester Mann im Stall, exzellent) mitgegeben hat. Sie bringen die Strukturierung, die in schneller Folge Gesprächsfetzen vorsieht, präzise und so von der Bühne, dass die Hauptlinie verständlich bleibt.

Silvia Nagl – OÖN
Chandrasekhar hat im reizvollen Wechsel von Real- zu Telefongesprächen dieses Stück verfasst. Gerhard Willert hat für seine Übersetzung eine klare, direkte Sprache gefunden. Er inszeniert flott, mit schnellen Wechseln.
Gleich vier Landestheater-Neuzugänge präsentieren sich in diesem Stück - und ihr Erstauftritt ist unter der erfahrenen Regie-Hand von Willert sehr erfreulich. Markus Subramaniam erweist sich als sehr präsenter, mit schöner und deutlicher Bühnensprache und absoluter Natürlichkeit agierender Schauspieler. Nancy Fischer ist ihrer Rolle entsprechend lächelnder Zynismus in Person. Björn Büchner gibt den lässigen und dynamischen Kumpeltyp, Angela Smigoc die toughe Frau mit rauer Schale und weichem Kern.

Stückinfo und Termine

Premiere: Anna Karenina

Dienstag, 12. Oktober 2010

Ballettdirektor Jochen Ulrich hat zu Leo Tolstois großem Ehebruchsroman Anna Karenina einen Tanz der Emotionen und Ereignisse erschaffen.
Zur atemberaubenden Musik von Sergej Rachmaninoff verknüpft er die Schicksalsfäden der einzelnen Figuren miteinander. Packend, leidenschaftlich und in höchstem Maße virtuos.

Das sagt die Presse zur Premiere am 9. Oktober im Großen Haus:

Franz Zamazal, OÖN
Ballett auf der Bühne der Weltliteratur
Besonders gelungen sind die Eckpunkte der Dreiecksgeschichte: Die Titelfigur (Anna Sterbova) zeigt mit intensivem Ausdruck ihre Zerrissenheit. Martin Dvorak verkörpert ihren Gatten Alexej, einen hohen Beamten, mit gemessenen Bewegungen und strenger Miene. Der Geliebte und Offizier Wronski (Ziga Jereb) ist der Gegenpol. Das ganze Ensemble beeindruckt mit artistischer Behändigkeit, Kraft und Schauspielkunst. Die Handlung verschmilzt mit der Gliederung und mit der vom Balladen-Ton erfüllten Musik von Sergej Rachmaninoff. Die Aussage des Balletts offenbart sich in der Symphonie Nr. 2 auf einer lyrischen Ebene, ohne dabei Ausbrüchen von Freude und Leidenschaftlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Die Symphonie Nr. 3 verwirklicht diesen Anspruch noch deutlicher.
Das Bruckner Orchester unter Ingo Ingensand hat sich diesen Aufgaben wirkungsvoll und "sprechend" gestellt. Es war auf der Hinterbühne in großer Besetzung vorteilhaft postiert.
Eine wichtige Rolle für den Erfolg der Produktion spielen auch die optischen Elemente der Bühne: die herrlichen bunten Kostüme im seinerzeitigen Stil (Marie-Therese Cramer), die schlichte zeitlose Bühnenausstattung (Alexandra Pitz) und der gezielte Einsatz von Licht (Johann Hofbauer).


Georgina Szeless, Neues Volksblatt
„Anna Karenina“ am Landestheater: Jochen Ulrichs grandiose Ballettschöpfung nach Leo Tolstoi und Rachmaninoff-Musik. Die erste Ballett-Premiere der Saison am Landestheater bescherte am Samstagabend Tanztheater von Weltklasseformat. Ballettchef Jochen Ulrich tut schon recht, sein hervorragendes Ensemble immer wieder mit abendfüllenden Produktionen herauszustellen. Seine außergewöhnlichen Leistungen zeigte es hier in einem getanzten Roman, dessen Figuren und Charaktere in ihren Emotionen so ergreifend wirkten, als würden sie gerade aus dem Buch heraussteigen.
(…) Genau dies gelang äußerst präzise in der Synchronisation zwischen jeder Bewegung der Tänzer und dem im Bühnenhintergrund musizierenden Bruckner Orchester unter der Leitung des in Romantik schwelgenden Dirigenten Ingo Ingensand.
Nach der dreistündigen Premiere wollte der Applaus schier kein Ende nehmen ...

Premiere: Der Schein trügt


Das Schauspiel von Thomas Bernhard feierte am 07.10.2010 Premiere im Eisenhand.

Hier die ersten Pressestimmen:

Milli Hornegger, OÖ Kronenzeitung
Karl und Robert, sie könnten die "Sonny Boys" von Thomas Bernhard sein. In der Linzer Eisenhand war am Donnerstag Premiere - und die wurde zu Recht herzlich und intensiv beklatscht. Habich und Sotke haben am grantigen Bernhard-Witz sichtlich und hörbar Vergnügen. Regisseur Uwe Lohr geleitet die beiden kurzweilige zwei Stunden durch eine Komödie des Alter(n)s: Man hat Spaß an Bernhard, an Habich, an Sotke (der trotz echter Rückenschmerzen heldenhaft weiterspielte)!
Eine warme Empfehlung für einen Besuch in der Eisenhand!

Wolfgang Schmutz, Der Standard
Regisseur Lohr lässt die beiden Akteure gewähren, ihr mimisches Potenzial ausleben und strukturiert vor allem zwischen den Szenen.

Andreas Hutter, Neues Volksblatt
 „Der Schein trügt“ ist ein komischer Mono- und Dialog mit ernsten Untertönen, ein für Bernhard typisches, allerdings kein besonders aufregendes Stück, und deshalb nur selten aufgeführt. Wenn es doch gegeben wird, braucht es zwei ordentliche Protagonisten, über die das Linzer Landestheater glücklicherweise verfügt: Vasilij Sotke macht als intellektueller Ex-Jongleur in Untergatte die Bühnenwohnung zu seinem Heim, das Stück zu seiner Spielwiese, Bernhards Sprache zu seinem ureigenen Idiom. Der als Robert stets etwas griesgrämig wirkende Sven-Christian Habich versteht sich hier gezwungenermaßen mehr auf Komik ohne Worte, gewinnt dem Bühnenstar im Unruhestand aber einige köstliche Facetten ab.
… wunderbar spießigen Wohnzimmer-Bühnenbildern von Ilona Agnes Tömö.

Christian Schacherriter, OÖN
Ein junger Regisseur hat etwas ziemlich Radikales riskiert. Er hat einem großen Autor, einem starken Bühnentext und zwei wunderbaren Schauspielern schlicht und einfach vertraut. Das Beispiel, das am Donnerstag im Linzer Eisenhand die Premiere von Thomas Bernhards Zwei-Personen-Stück "Der Schein trügt" gab, wird zur Nachahmung empfohlen.

Das macht die Originalität, den erhellenden Reiz dieser Dramatik aus, und dieser Eigenart wird die behutsame, kluge, uneitle Inszenierung von Uwe Lohr in jeder Hinsicht gerecht.

Mit Slapstick-Effekten, die Bernhard selbst in seinen Regieanweisungen anbietet, geht Lohr maßvoll um. Es ist auch eine überzeugende Entscheidung, den Bühnenraum im Wesentlichen nach Bernhards Vorgaben einzurichten (Ilona Ágnes Tömö). Diese filigrane Kammerspieldramatik braucht keine grellen Effekte. "Der Schein trügt" steht und fällt mit den richtigen Darstellern. Mit Vasilij Sotke (Karl) und Sven-Christian-Habich (Robert) hat man die richtigen gefunden. Mit bewundernswertem Gespür für Nuancen und Zwischentöne geben sie der ambivalenten Bruderbeziehung überzeugende Konturen, und sie beherrschen in Tonfall, Gestik und Mimik die hohe Kunst des bruchlosen Grenzverkehrs zwischen den Stillagen: vom Komischen ins Tragische und wieder zurück.

Premiere: Frühlings Erwachen!

Montag, 4. Oktober 2010

Frühlings Erwachen! in der Fassung von Nuran David Calis nach Frank Wedekind feierte am 2. Oktober Premiere in den Kammerspielen.

Hier die ersten Pressestimmen:

Krone OÖ/Elisabeth Rathenböck
Insgesamt ist Regisseur Holger Schober mit "Frühlings Erwachen!" von Wedekind/Calis eine stimmige, pfiffige und mitreißende Inszenierung gelungen. In den Linzer Kammerspielen wird damit gutes Theater für junge Leute geboten! Am Samstag erhielt die österreichische Erstaufführung in den Linzer Kammerspielen heftigen Beifall. Holger Schober inszeniert die Geschichte in einem Schwimmbad (Bühne: Christian Etsch Elgner). Schober steht ein wunderbares Ensemble zur Verfügung. Allen voran beeindruckt Ralf Wegner (Moritz), der sich vom Schüchti zum Rapper verwandelt. Sehr überzeugend: Elisabeth Hütter als Martha, die zu Hause geschlagen wird, aber an Träumen festhält.

Neues Volksblatt/Philipp Wagenhofer
Schobers Inszenierung, die nie moralisierend wirkt, findet einen brauchbaren Weg, zwischen dem pubertären Auftrumpfen der Jugendlichen und ihren Unsicherheiten, zwischen Aggressionen und zarten Gefühlen, den Irrungen, Wirrungen und Dramen zu vermitteln.
Die Schauspieler überzeugten allesamt, selbst in den Gesangseinlagen, die ziemlich konträr zur Partymusik ganz inwendig machen (Texte von Schober, Musik von Sue-Alice Okukubo), ... Ein wunderbares Duett von Wawrik und Dulisch bekommt man zu hören. Und ihr als Schattenspiel inszenierter Akt ist ein ganz eindringlicher Moment.


ÖSTERREICH
In den Kammerspielen des Linzer Landestheaters gab' s am Samstag viel Applaus für die neue Version von Frühlings Erwachen. Regisseur Holger Schober hat die moderne Version der Tragödie (Text: Nuran David Calis) laut und fast trashig inszeniert.
Melchior (hervorragend: Bastian Dulisch), Wendla (Katharina Wawrik), Moritz (Ralf Wegner) und die anderen Teenager treffen einander in einem Freibad. Das ist für Party & Saufen ebenso gut geeignet wie für tiefschürfende Gespräche oder berührende Szenen wie einen ersten Kuss. Die Inszenierung zeigt die Ambivalenz der Figuren klar auf, die einerseits ihre Lust auf Spaß und Sex ausleben wollen, andererseits jedoch immer wieder an ihre Grenzen stoßen.


OÖN/Peter Grubmüller
Dem "u\\hof:", der Jugendabteilung am Linzer Landestheater, gelang mit dem von Nuran David Calis in die Gegenwart gehobenen Theaterklassiker "Frühlings Erwachen" (Frank Wedekind) ein spektakulärer Saisonstart, der auf den Nerv zielt und ihn trifft.

"Frühlingserwachen" ist ein herrliches Wort. Man denkt an sprießende Knospen, an einschießende Säfte. Es ist die Zeit der verlässlichen Wunder der Natur. Beim Menschen heißt das Pubertät.
Plötzlich sollen Teenager den Unterschied zwischen Liebe, Sex und Porno aus dem Ärmel schütteln, die Konsequenzen sind Frustration und Konflikt - manchmal sogar Katastrophe. Das konnte jeder in der Schule bei Wedekind nachlesen.


In Nuran David Calis' Fassung, die der scheidende u\\hof:-Leiter Holger Schober in herrlichen Bildern inszenierte, wird nicht nur Staub vom Reclam-Heft geblasen, sondern der zeitlose Kern des Wedekind-Stoffes (1906 uraufgeführt) mit herrlicher Sorgfalt freigelegt. Die prächtige Bühne von Christian Etsch Elgner ist ein Freibad, hier kommt die junge Horde zusammen, hier treffen sich der schöne Melchior (ein prächtiges Linz-Debüt von Bastian Dulisch), die kecke Wendla (Katharina Wawrik glänzt facettenreich) und der grüblerisch zarte Moritz (grandios: Ralf Wegner). Sie setzen ihren Problemen Party-Masken auf, aber die großen Fragen lassen sich nicht aus der Welt feiern.


Wie schon vor Jahrhunderten taumeln die Jugendlichen in ihrer zerzausten Gefühlswelt. Die daheim geprügelte Martha (fast schmerzhaft gut: Elisabeth Hütter) nimmt mit ihrem Handy auf, woran sie sich erinnern und was sie vergessen möchte. Ilse (fast zu erwachsen: Katharina Halus) schläft mit allen Burschen, um nichts fühlen zu müssen (Melchior: "Ilse ist wie der McDonald's am Taubenmarkt, da war schon jeder drin").


Wendla reißt sich vom Rockzipfel ihrer Mutter (Katharina Vötter) los, sehnt sich nach schlechten Erfahrungen, bevor sie gar keine macht, und wird von Melchior schwanger. Moritz hat die Klasse geschafft, aber sein Vater und die Lehrer beschließen, ihn nicht aufsteigen zu lassen. Moritz sieht keine andere Möglichkeit, als sich umzubringen. Von Schober hinzugefügt und besonders wichtig ist der eindringliche Vater-Monolog (der berührende Joachim Rathke), der die Ratlosigkeit der Eltern in Worte gießt.


Stückinfo und Termine