Premiere: Anna Karenina

Dienstag, 12. Oktober 2010

Ballettdirektor Jochen Ulrich hat zu Leo Tolstois großem Ehebruchsroman Anna Karenina einen Tanz der Emotionen und Ereignisse erschaffen.
Zur atemberaubenden Musik von Sergej Rachmaninoff verknüpft er die Schicksalsfäden der einzelnen Figuren miteinander. Packend, leidenschaftlich und in höchstem Maße virtuos.

Das sagt die Presse zur Premiere am 9. Oktober im Großen Haus:

Franz Zamazal, OÖN
Ballett auf der Bühne der Weltliteratur
Besonders gelungen sind die Eckpunkte der Dreiecksgeschichte: Die Titelfigur (Anna Sterbova) zeigt mit intensivem Ausdruck ihre Zerrissenheit. Martin Dvorak verkörpert ihren Gatten Alexej, einen hohen Beamten, mit gemessenen Bewegungen und strenger Miene. Der Geliebte und Offizier Wronski (Ziga Jereb) ist der Gegenpol. Das ganze Ensemble beeindruckt mit artistischer Behändigkeit, Kraft und Schauspielkunst. Die Handlung verschmilzt mit der Gliederung und mit der vom Balladen-Ton erfüllten Musik von Sergej Rachmaninoff. Die Aussage des Balletts offenbart sich in der Symphonie Nr. 2 auf einer lyrischen Ebene, ohne dabei Ausbrüchen von Freude und Leidenschaftlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Die Symphonie Nr. 3 verwirklicht diesen Anspruch noch deutlicher.
Das Bruckner Orchester unter Ingo Ingensand hat sich diesen Aufgaben wirkungsvoll und "sprechend" gestellt. Es war auf der Hinterbühne in großer Besetzung vorteilhaft postiert.
Eine wichtige Rolle für den Erfolg der Produktion spielen auch die optischen Elemente der Bühne: die herrlichen bunten Kostüme im seinerzeitigen Stil (Marie-Therese Cramer), die schlichte zeitlose Bühnenausstattung (Alexandra Pitz) und der gezielte Einsatz von Licht (Johann Hofbauer).


Georgina Szeless, Neues Volksblatt
„Anna Karenina“ am Landestheater: Jochen Ulrichs grandiose Ballettschöpfung nach Leo Tolstoi und Rachmaninoff-Musik. Die erste Ballett-Premiere der Saison am Landestheater bescherte am Samstagabend Tanztheater von Weltklasseformat. Ballettchef Jochen Ulrich tut schon recht, sein hervorragendes Ensemble immer wieder mit abendfüllenden Produktionen herauszustellen. Seine außergewöhnlichen Leistungen zeigte es hier in einem getanzten Roman, dessen Figuren und Charaktere in ihren Emotionen so ergreifend wirkten, als würden sie gerade aus dem Buch heraussteigen.
(…) Genau dies gelang äußerst präzise in der Synchronisation zwischen jeder Bewegung der Tänzer und dem im Bühnenhintergrund musizierenden Bruckner Orchester unter der Leitung des in Romantik schwelgenden Dirigenten Ingo Ingensand.
Nach der dreistündigen Premiere wollte der Applaus schier kein Ende nehmen ...