Premiere: Der Schein trügt

Dienstag, 12. Oktober 2010


Das Schauspiel von Thomas Bernhard feierte am 07.10.2010 Premiere im Eisenhand.

Hier die ersten Pressestimmen:

Milli Hornegger, OÖ Kronenzeitung
Karl und Robert, sie könnten die "Sonny Boys" von Thomas Bernhard sein. In der Linzer Eisenhand war am Donnerstag Premiere - und die wurde zu Recht herzlich und intensiv beklatscht. Habich und Sotke haben am grantigen Bernhard-Witz sichtlich und hörbar Vergnügen. Regisseur Uwe Lohr geleitet die beiden kurzweilige zwei Stunden durch eine Komödie des Alter(n)s: Man hat Spaß an Bernhard, an Habich, an Sotke (der trotz echter Rückenschmerzen heldenhaft weiterspielte)!
Eine warme Empfehlung für einen Besuch in der Eisenhand!

Wolfgang Schmutz, Der Standard
Regisseur Lohr lässt die beiden Akteure gewähren, ihr mimisches Potenzial ausleben und strukturiert vor allem zwischen den Szenen.

Andreas Hutter, Neues Volksblatt
 „Der Schein trügt“ ist ein komischer Mono- und Dialog mit ernsten Untertönen, ein für Bernhard typisches, allerdings kein besonders aufregendes Stück, und deshalb nur selten aufgeführt. Wenn es doch gegeben wird, braucht es zwei ordentliche Protagonisten, über die das Linzer Landestheater glücklicherweise verfügt: Vasilij Sotke macht als intellektueller Ex-Jongleur in Untergatte die Bühnenwohnung zu seinem Heim, das Stück zu seiner Spielwiese, Bernhards Sprache zu seinem ureigenen Idiom. Der als Robert stets etwas griesgrämig wirkende Sven-Christian Habich versteht sich hier gezwungenermaßen mehr auf Komik ohne Worte, gewinnt dem Bühnenstar im Unruhestand aber einige köstliche Facetten ab.
… wunderbar spießigen Wohnzimmer-Bühnenbildern von Ilona Agnes Tömö.

Christian Schacherriter, OÖN
Ein junger Regisseur hat etwas ziemlich Radikales riskiert. Er hat einem großen Autor, einem starken Bühnentext und zwei wunderbaren Schauspielern schlicht und einfach vertraut. Das Beispiel, das am Donnerstag im Linzer Eisenhand die Premiere von Thomas Bernhards Zwei-Personen-Stück "Der Schein trügt" gab, wird zur Nachahmung empfohlen.

Das macht die Originalität, den erhellenden Reiz dieser Dramatik aus, und dieser Eigenart wird die behutsame, kluge, uneitle Inszenierung von Uwe Lohr in jeder Hinsicht gerecht.

Mit Slapstick-Effekten, die Bernhard selbst in seinen Regieanweisungen anbietet, geht Lohr maßvoll um. Es ist auch eine überzeugende Entscheidung, den Bühnenraum im Wesentlichen nach Bernhards Vorgaben einzurichten (Ilona Ágnes Tömö). Diese filigrane Kammerspieldramatik braucht keine grellen Effekte. "Der Schein trügt" steht und fällt mit den richtigen Darstellern. Mit Vasilij Sotke (Karl) und Sven-Christian-Habich (Robert) hat man die richtigen gefunden. Mit bewundernswertem Gespür für Nuancen und Zwischentöne geben sie der ambivalenten Bruderbeziehung überzeugende Konturen, und sie beherrschen in Tonfall, Gestik und Mimik die hohe Kunst des bruchlosen Grenzverkehrs zwischen den Stillagen: vom Komischen ins Tragische und wieder zurück.