Premiere: Gut gegen Nordwind

Montag, 27. September 2010

Die digitale Liebesgeschichte in der Bühnenfassung von Ulrike Zemme und Daniel Glattauer feierte am 23.09.2010 Premiere im Eisenhand.

Hier die ersten Pressestimmen:

OÖ Krone, Jasmin Gaderer

Das sich teils neckende und teils anschmachtende Paar konnte begeistern.
Katharina Hofmann als Emmi und Peter Pertusini als Leo gingen in der Regie von Harald Brückner ganz in ihren Rollen auf, und es war eine Freude, den beiden bei ihren zynischen, stichelnden und manchmal ziemlich bösen Sprachspielen zuzusehen.
Am Anfang ihres Kennenlernens waren sie auf der Bühne noch räumlich getrennt. Doch je näher sie sich kamen, desto öfter durchbrachen sie diese Barriere, interagierten auch miteinander - obwohl siesich nur virtuell kennen - ein Gewinn gegenüber der Romanvorlage. Auch die melodramatischen Dialoge meisterte das Duo packend.


Neues Volksblatt, Andreas Hutter:

Dazu kommt, dass Katharina Hofmann als Emmi und Peter Pertusini als Leo ihren E-Mail-Flirt, trotz der optisch abwechslungslosen 90-minütigen Textflut, gekonnt und amüsant über die Rampe bringen. Hofmann, temperamentvoll und spritzig, spielt im kleinen Schwarzen glaubhaft mit dem Feuer. Pertusini ist ein sachlich-unterkühlter, blässlicher Bewohner des Uni-Elfenbeinturms im schwarzen Intellektuellen-Outfit (Ausstattung: Isabella Reder). Die wenigen Abwechslungsmöglichkeiten, die die kleine Eisenhand-Bühne bietet, hat Regisseur Harald Brückner genutzt, lässt mal im Publikum, mal auf dem Balkon spielen. Seine Darsteller an echte Computer zu setzen, kam ihm nicht in den Sinn. Stattdessen lässt er sie bisweilen ins Mikrofon, immer aber aneinander vorbei reden, sodass man die PCs nicht auch noch sehen muss. Viel zur zeitgeistigen Stimmung tragen auch Licht und Klang bei: Bernhard Fleischmann hat das Schnarren und Pochen, das Atmen und Seufzen der virtuellen Welt in einen angenehm unaufdringlichen, romantisch-minimalistischen Soundtrack gefasst.

OÖN, Silvia Nagl:

Regisseur Harald Brückner lässt den Text-Dialog sehr lebendig ablaufen und hält eineinhalb Stunden den Spannungsbogen recht passabel aufrecht. Emmi und Leo begegnen einander ja nie, wir aber sehen zu, wenn Emmi mit kokettem Augenaufschlag Fragen stellt, oder Leo langsam, aber sicher Contenance und Herz zu verlieren scheint. Katharina Hofmann ist die emotionale Emmi, die "vermutlich jünger schreibt, als sie ist", wie Leo glaubt. Bereitwillig lässt sie sich, manchmal Nervensäge, dann wieder verunsicherte Träumerin, auf diese Liebelei ein. Peter Pertusini gibt dem Leo einen melancholischen Touch, ist ein Kumpeltyp von nebenan, dem der Mail-Verkehr auch in die Lenden fährt.

Isabella Reder hat eine feine Installation in den kleinen Bühnenraum gestellt: wie ein riesiges Blatt Papier, das gerade aus dem Drucker gespuckt wird. Darauf lässt sich Buchstabensuppe projizieren, was auch in einem sehr schönen Schlussbild endet. Die Musik von Bernhard Fleischmann erzeugt Assoziationen im Kopf: vom Klopfen in die Tastatur, von Regen, von (Nord-)Wind, und auch Emmis Herzklopfen ist zu hören. Ein Zwei-Personen-Dialogstück mit hohem Sympathiewert - auch wenn nicht mit Happy End, doch irgendwie mit glücklichem Ende.